In allen Zonen

Wer eine Flotte sich geleistet hat,
Der muß sie auch naturgemäß verwenden;
Es wäre doch charakterlos und matt,
Sie nicht bald da-, bald dorthin zu versenden.

Wird obstinat die Negerrepublik,
Wagt gegen Deutschland sie die Hand zu schwingen,
So schlägt die Panzerfaust sie ins Genick,
Und zur Raison wird man Haiti bringen.

Ist der Chinese frech und arrogant,
Wird mit Kanonen man den Text ihm lesen;
Man nimmt die ganze Sache in die Hand
Und Waldersee, der zwiebelt die Chinesen.

Venezuela zeigt sich renitent
Und will mit Deutschland einen Tanz riskieren,
Weil es die deutsche Panzerfaust nicht kennt –
Doch seinen Castro werden wir kastrieren.

So wird Respekt den Schwachen beigebracht,
Die sich an uns voll Übermut vergangen.
Wenn Deutschland damit nicht beliebt sich macht,
Wird zur Beliebtheit niemals es gelangen.

Das ist das beste Mittel, das es gibt,
Und daran nur hat es gefehlt bis heute,
Denn bei den Starken sind wir längst beliebt
Als äußerst friedliche, bescheidne Leute.

Collection: 
1903

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(1889.)

Als zu des schönen Friedensfestes Feier
Die Reiche alle la belle France entbot,
Da barg ein jedes hinter dichtem Schleier
Der Wange züchtiges, verschämtes Roth.
Von jedem kam ein höflich kühles Schreiben –
Sie lehnten...

(1890.)

Das giebt ein ehrenreiches Jahr!
Du zwanzigster des Februar,
Wir werden dein gedenken
In hoher Lust, in Mannesstolz,
Bis sie im Sarg von Tannenholz
Uns in die Erde senken.

Nach langer Nacht ein glorreich Licht!
...

So oft ich noch zu Büchern der Geschichte
Geflüchtet mich in stiller, tiefer Nacht,
Der ernsten Sammlung tragischer Gedichte,
Wie sie kein Träumer brennender erdacht,
Hab’ ich die Blätter umgewandt mit Beben
Und scheu geschlossen das gewicht’ge Buch,
...

(Letzte Nummer des „Sozialdemokrat,“ 27. Sept. 1890.)

Ihr habt über ihn das Exil verhängt,
Ihr Ritter von Bibel und Säbel;
Ihr habt an den Fuß ihn der Gletscher versprengt
Und in Englands stickige Nebel;
Doch hat er sich allzeit der Feinde...

Ich habe kaum ein Wort mit dir gesprochen,
Ich habe kaum ins Auge dir gesehn,
Und dennoch hast du meinen Stolz gebrochen –
Ein süßes Wunder ist an mir geschehn;
Doch ward die Saat des Glückes, kaum entsprossen,
Von scharfer Sichel nieder auch gemäht –
...