19.

Komm, nach Arkadien wollen wir ziehn, in's blühende Tempe,
Sieh, schon dämmert der Tag; Liebchen, o gieb mir die Hand!
Weit ist die Wandrung zwar, doch Liebende schützen die Götter
Willig, im ganzen Olymp herrschet Idalia's Sohn.
Aber begleitet uns auch der Flüchtige? Kannst du noch zweifeln?
Bandest du ihn nicht jüngst, Grazie, da du im Hain
Schlummernd auf duftigen Blüthen ihn sahst? Jetzt dient er dir ewig,
Nach der Idalischen Flur sehnt er sich nimmer zurück.
Ach, kein schmeichelndes Wort der Erzeugerin kann ihn hinwegziehn;
Huldgöttinnen, umsonst locket ihr kosend den Freund.
Gern wohl leiht er uns jetzt den Taubenwagen, und dienstbar
Lenkt er, wohin du befiehlst, selber das leichte Gespann.
Führ' uns nach Tempe jetzt, du Freundlicher! Siehe der Winter
 Nahete schon, und rauh schüttelt die Haine der Sturm,
Längst schon sanken die Blumen dahin, Cythereens Geschmeide,
Und mit den Blumen entfloh jeglicher heitere Gott.
Frost erstarret das Herz, Frost ist der Liebe Verderben,
Zephyrus Schwingen allein duldet das zärtliche Kind.
Wärme nur hebt die Knospen der Flur, im lauen Gesäusel
Schleichet die Sehnsucht sich leis' in's verlangende Herz.
Wärme nur öffnet der Blüthe den Kelch, beim schmeichelnden Lenzhauch
Schließt dem zarten Gefühl willig der Busen sich auf.
Ach, mich verlangt in ein schöneres Land, wo ewiger Frühling
Unter dem schattigen Dach flüsternder Blüthen verweilt!
Komm, nach Arkadien wollen wir ziehn, in's blühende Tempe!
Sieh, schon dämmert der Tag, Liebchen, o gieb mir die Hand!

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Collection: 
1841

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12.

Laulich schlüpfte der West durch des Harzwalds schauriges Dunkel,
Ueber den felsigen Höhn spielte das Abendgewölk,
Sehnsucht rieselt' im Quell, und im Berghain rieselte Sehnsucht,
Sehnsucht wiegte sich her auf dem entfernten Geläut,
...

11.

Liebchen, o komm zum ländlichen Fest, das ich heute bereitet,
Wahrlich, im fröhlichen Kreis fehlte die Grazie sonst!
Sieh, zur arkadischen Flur ward rings der verödete Harzwald,
Hoch am schroffen Gebirg winket der Tempel der Lust.
...

10.

Bringst du vielleicht, was jetzt du mir sangst in traulicher Stille,
Einst in die Hände des Volks, zu der Gebildeten Ohr,
O dann tilge den Namen hinweg der Geliebten und jedes
Deutende Wort, denn hart richtet der kalte Verstand!
Also...

9.

Liebchen, wie leben wir doch so wundersam? Sind wir denn wirklich
Eins in das Andre verliebt, oder betrügt uns der Schein?
Traulich sitzen wir oft, und es scherzt muthwillig der Leichtsinn
Ueber das tiefe Gefühl, über ein schwärmendes Paar;
...

8.

Amor, himmelgeborener, komm, nicht jener, der sinnlos
In's wildwogende Meer frevelnder Lüste sich senkt,
Nicht du verderblicher Gott, der tief in die Herzen den Pfeil uns
Schleudert und hoffnungslos ewige Gluthen erweckt:
Nein, du reizendes...