Zur Hochzeitsfeier meines Freundes

  Emil Rittershaus

1.
Wenn ihr die Hände faltet,
Ihr Zwei in einander ein,
Und so ein Bildniß gestaltet
Von Liebe und Glücklichsein,

Wenn ihr die Lippen drücket,
Ihr Zwei auf einander fest,
Wenn innig, herzlich beglücket
Nicht Einer vom Andern läßt:

Dann muß die Dichtung schweigen,
Dann bleicht ihr schimmernder Glanz; -
Dann habt ihr Beiden zu eigen
Die Fülle der Dichtung ganz.

2.
Es sind zwei blühende Rosen
Auf einem Strauche erglüht;
Es sind zwei holde Geschwister
In einem Garten erblüht.

Das ist tiefsinnige Liebe,
Die tief und innig beglückt;
Das ist ernst lächelnde Dichtung,
Die Geist und Herz dir entzückt.

O dreimal glücklich zu preisen,
Wem Beide schenken die Gunst:
Unsterblich macht ihn die Liebe,
Und glücklich macht ihn die Kunst.

Collection: 
1859

More from Poet

  •  
    Du thatest so spröde und sah'st zur Erd'
    Und blicktest durch's Fenster in's Grün hinein:
    O glaub' mir! dein Herze ist schlecht bewehrt,
    Hüte dich! hüte dich! Jungfräulein.

    Ja – wenn ich nicht wüßte, wie leis' und sacht...

  • Du schönes Kind! die du am Altar kniest,
    Die Liebe suchest und das Leben fliehst,
    O mög' dein Gott dir seinen Frieden schenken!

    O mög' sich still in des Gemüthes Welt
    Herab vom hohen, hehren Himmelszelt
    Der ew'ge Strahl der...

  •   
    Du hieltest mich so fest, so traut umschlungen;
    Es ruhte, ach, so selig Brust an Brust;
    Da hab' ich dir, da hast du mir gesungen
    Viel tausend Lieder voll von Liebeslust.

    Sie sind vom Herzen in das Herz geklungen,...

  •  
    Du bist mir viel gewesen;
    In deinem dunklen Blick
    Hab' lange ich gelesen
    Mein froh und trüb' Geschick.

    Bin ich mit dir gemeinsam,
    Die Seele selig ist -
    So fühl' ich, bin ich einsam,
    Daß du...

  •    
    Die Wange läßt die Wange nicht;
    Es läßt nicht Mund von Mund,
    Und ach! es läßt sich lange nicht,
    Was ein's in Herzens Grund.

    Möcht' bei dir weilen immerdar; -
    Dich schauen selig an! -
    Bei Gott...