Alle Zeit und Weile nimmt ein Ende.
Ach, die wonnevollen Stunden gleiten
wie die bittren bald in Dunkelheiten -
so die Zeit, da deine lieben Hände
mein Geschick umspannten, ging zu Ende.
Ja, die erdenschönste Nacht von allen
unaufhaltsam ist sie doch gleich denen,
die da ziehn im Schleppgewand der Tränen,
neidisch fahlem Dämmerlicht verfallen.
Auch die erdenschönste Nacht von allen.
Nur die Nebel, die im Tale brauen,
und die Wolken, die in schwarzen Strängen
regenschwer vom Himmel niederhängen,
zögern wohl heran das Tagesgrauen,
das kein Glücklicher begehrt zu schauen.
Nebel, Wolken, lagert breit und breiter,
zieht euch um die Berge eng und enger, -
gebt um einen Kuß und Pulsschlag länger
uns die Nacht, die süße, zum Begleiter,
einen Atemzug, ein Lächeln weiter.
Zeit und Weile nimmt gewiß ein Ende,
denn die Stunden rollen. Schmerz der Schmerzen,
komm, und habe Raum in meinem Herzen.
Die mich hielten, die geliebten Hände
lösten sich und alles ging zu Ende.
Aus: Ilse von Stach
"Wie Sturmwind fährt die Zeit"
Gedichte aus drei Jahrzehnten
Eingeleitet von Dr. Aloys Christof Wilsmann
Regensberg Münster 1948