XVIII. (18)

XVIII. (18)

1. Ich armer Boß, bin gantz verjrrt, |Boß=Knecht
wo sol ich mich hinkehren:
Ach Juppiter send mir dein hülff,
thu mich weisen und lehren.
Ich bin entzündt, mein hertz das brint, |brint=brennt
das ich nit kan entschlaffen, |entschlaffen=einschlafen
das schafft das aller schönste kind,
ja waffen uber waffen. |waffen=Jammer

2. Schaw an die klag, die ich jetzt führ,
o Venus durch dein güte:
Still mir mein hertz in kurtzer eil,
das es nicht also wüte.
Ich bin behafft, mit liebeskrafft,
mit Adams rip durchschossen
ich jag den tag, bis in die nacht,
und bin gantz unverdrossen.

3. Lass mich Juppiter, Venus dein kind,
hast mich so hart geschossen,
Wiewol dein augen verbunden seind,
hast mich ohn gefehr getroffen,
Spann mir und dir und triff die zeit
durch deiner mutter ehren,
wo das geschech, so wird mein schmertz, |geschech=gescheh'
in grosse freud sich kehren.

4. Es ist auch nit, zu wundern sich,
das ich ein solch lieb han,
Gegen dem aller schönsten kind,
nit anders hat könig David gethan.
Als er ein weib vor jhm sach, |sach=sah
wie sie die füss thet waschen.
von stund ward er in lieb entzünd,
das kan ich wol ermessen.

5. Dardurch mein hertz wird fast betrübt,
wenn ich von jr mus kehren,
Kein auff erden mir so liebt,
sie kan mir freude mehren.
Sie ist die recht, von weibes geschlecht,
von gutem stamm geboren,
mich armen knecht, sie nit verschmecht, |verschmecht=verschmäht
an jr ist nichts verloren.

6. Kein laster ist an jrem leib,
vom fuss bis auff die scheitel:
Sie hat ein gang recht wie ein pfaw,
jr äuglein kan sie leiten.
Sie hat ein gsang recht wie ein lerch
nicht weiter wil ichs schreiben,
kein auff erd, mir als sie lieber werd
sie kann mir leid vertreiben.

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1582

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