XCIX.

XCIX.
Süß und sanft mein Liebchen schlummert -
Rauscht nicht so ihr Blüthenwellen,
Säusle nicht du Morgenlüftchen,
Weckt sie nicht ihr Silberquellen!

Laßt sie in des Schlafes Armen
Ungestörte Rast genießen,
Laßt auch jeden Schmerz des Lebens
Ihr im heitern Traum zerfließen!

Schließt im Schlaf den Mund sie fester,
Fast als ob sie Glück verhehle,
Zieh' vielleicht als Traumgebilde
Ich verklärt durch ihre Seele!

Collection: 
1854

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  • XVI.
    Jüngst kamst du im Traume,
    Mein Liebchen, zu mir;
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    Du nahmst sie und frugst mich,
    Was Liebe sei?
    Ich gab dir zur Antwort:
    "Ein ewiger Mai!"

    ...
  • XV.

    XV.
    Die Liebe ist ein Kerker,
    Die Fesseln sind duftige Rosen;
    Der Schwur ist der eiserne Riegel,
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    Du hältst mich darin gefangen,
    Dein Herz ist meine Zelle;
    Ich habe darin...

  • XIV.
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  • XII.
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    Bin einsam, allein ich,
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    Weiß zärtliche Liebe
    Noch glücklich zu sein...

  • VIII.
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    Doch für mich gibt's keinen Himmel,
    Bist du, Liebchen, von mir fern!

    Ach, mir leuchtet ja kein Sternlein
    In mein Herz, das ohne Ruh',
    ...