1.
Ein weib hat zwar das unglück eingeführt /
Warum die welt muß unauffhörlich büssen /
Und dieses ists / woher die mißgunst rührt /
Daß immer sich die weiber leiden müssen /
Doch nimbt den fall kein kluger zu genau /
Es ist und bleibt was edles eine frau.
2.
Ihr ganz geschlecht‘ ist höher als man meint /
Sind sie gleich all‘ aus Pyrrus steinen kommen /
So ist doch wahr und ewig unverneint /
Das Pallas hat den uhrsprung hergenommen
Aus desses kopf / der in dem heidenthum
Für andern trug des grösten abgotts ruhm.
3.
Man hat offt lang‘ um eine frau gekriegt /
Und über ihr das schönste land verwüstet /
Die götter selbst hat ihre kunst besiegt /
Wie sehr sie sich zum wiederstand gerüstet /
Ein kuß der offt nicht allzusüsse schmeckt /
Hat dennoch viel in glut und brand gesteckt.
4.
Dem frauenvolck ist kein geschöpfe gleich /
Und es verdient allein die grösten ehren /
Dieweil es ist an himmels-gaben reich /
Und lässet uns manch gütig urtheil hören /
Ob wir gleich sehr die Majestät verletzt /
Und ihren preiß dem manns-volck nachgesetzt.
5.
Die weiber sind von schweren straffen frey /
Sie haben nicht den himmel mit gestürmet /
Der unschuld schild steht ihren thaten bey /
Wenn gegen sie der blasse neid sich thürnet /
Lieb und bestand ist bey dem zehnden nicht /
Nur eine frau brennt wie ein ewig licht.
6.
Des mundes milch und ihrer lippen-thau /
Sind sclaven-gifft und fürsten-panaceen
Im sonnen-kreiß glänzt herrlich eine frau /
Europa will in einer frau bestehen /
Der schimpft sich selbst der frauen-volck verletzt /
Daß Götter hoch und Käyser wehrtgeschätzt.
(Theil 4 S. 161-162)