Hervor, ihr seelenvollen Klänge,
Die mir die holde Freundin sang!
All' ihre Briefchen sind Gesänge,
Sind ihres Herzens Wiederklang.
Was ihrem Geist entfließt, sind Melodieen,
Die zart, wie Duft, und klar und schön,
Den Schwänen gleich, durch meine Seele ziehen,
Hoch über Welt und Zeit mich zu erhöh'n.
Kaum sanken hier zur Ruh' die Stürme nieder,
So fahren sie schon dort im wilden Chor,
Wie schwarze Rachegeister, wieder
Aus ihrer finstern Ruh' empor!
Tief, tief verhüllen sich die guten Sterne;
Hin zum entlegnen Himmel flieht die Ruh';
Die Lüfte wehn mir aus der Ferne
Das Wehgeschrei der Menschheit zu.
Mit Nachtgewölk' ist meine Seel' umhangen;
Mein Herz, vordem ein lichtumfloss'ner Wald,
Durch den die frohen Töne klangen,
Ist dunkel nun, und stumm, und kalt!
Und wenn ich in die Einsamkeit mich rette,
Wo ich des Hirten Liebe sang:
Dann frag' ich mich: Ist das die Musenstätte,
Wo meine Liederwelt verklang?
Nur ihr, ihr Briefe, werdet nie verhallen,
Wenn längst kein Liederfest mehr meinen Hain verschönt;
Ihr seid darin die Nachtigallen,
Aus denen fort und fort ein schöner Frühling tönt.
Hervor, ihr seelenvollen Briefe!
Euch ruf' ich an: Laßt von dem Grau'n
Der bösen Zeit mich in des Herzens Tiefe,
Wo Gott und Engel wohnen, schau'n! (Band 3 S. 35-37)