Einsam bin ich. Es wob mir die spinnende Parze
keinen Faden, dem andre sich goldig verflechten,
nein, er flattert haltlos, wie sonnenbeglänztes
Spinnwerk des Herbstes.
Einsam bin ich. Es ward mir kein Häuschen gefüget
bunt von Blumen - kein Herd mir vom Garten errichtet,
keines Kindes Gelalle grüßt mich und rufet der Mutter,
ach, keines Kindes.
Müde treib ich hinab den Strom meines Lebens,
rühre die Ruder nicht mehr. Wohin mich auch immer
Strömung treibt, oder Wind, oder Götterbeschließung,
ich will's erdulden.
Ruhiger rauscht schon der Fluß und rauschet die rinnende Welle
meines brausenden Bluts. Schon seh ich neblige Wiesen,
treibend streift Zweige mein Boot und unter hängende Weiden
neig ich den Scheitel.
Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
F. G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung Wien und Leipzig 1930