• Da ich die wilden Wunderzüge kenne,
    Die dein gepeitschtes Blut stillsündig geht,
    Vergiebst du's wohl, wenn ich dich füglich nenne:
    Du schmutzgewordnes Kindernachtgebet.

    Ich fluch dem Tage, da der süße Saft,
    Der wie ein Lichtquell leuchtend dich durchquerte,
    Sich wandelte zu glüher Sprudelkraft...

  • Ich weiß vom wechselnden Erblassen
    Erröten deines weichen Leibes,
    Ich scheide Lieben gleich vom Hassen
    Im Schweigen eines reichen Weibes.

    Ich weiß von treugemeinten Eiden
    Und leide durch gebrochne Schwüre,
    Ich weiß nun, da wir Beiden leiden:
    Uns schreckt die halb schon offne Thüre....

  • Für kleine Mädchen ist ein süßer Raub
    Der Knaben wilde wundervolle Jugend,
    Und jede weiß den ränkehaften Platz,
    Da sie ihm breitet ihre reife Tugend.

    Der Knabe nimmt. Ein blasser Wehmutstaub
    Hängt plötzlich dann an seinen müden Gliedern,
    Und in ihm ist ein klarer kalter Satz,
    Wo vorher alles...

  • Ich träume so: Ehenächte,
    Du und ich, und einer dächte
    Wie der andre. Stille Finger,
    Nur ein mäßiges Erwarmen
    Keine sich Zutoderinger,
    Ein verzichtendes Umarmen.

    Tiefer Schlaf.

    Aus: Carl Sternheim Gesamtwerk
    Band 7:...

  • Wie deine Macht doch unter alten Bäumen
    So anders ist als in den kleinen Räumen
    Der Häuser, und auch deine Schönheit klarer
    Und deine maienfrische Wahrheit wahrer.

    Die Blumen auf dem arg verschloßnen Hut
    Sie leuchten bunt, als blühten sie am Stock,
    Und selbst der rechtverlegte Faltenrock
    ...

  • Wirf die langen Kleider nieder,
    Laß den weißen Leib erglänzen,

    Sing das üppigste der Lieder,
    Wiege dich in weichen Tänzen.

    Mische Lustgefühle, Brünste,
    Biege dich in tiefem Winden,

    Fühl, wie fieberische Dünste
    Sich in dir zum Licht entzünden.
    ...

  • Kann dich nimmer wiederfinden;
    Wo bist du liebes Bildchen hin?
    Liebes Bildchen komm doch wieder.

    In dem wirren Aufundnieder
    Find ich nur den einen Sinn:
    Dich und unsre süßen Sünden.

    Aus: Carl Sternheim Gesamtwerk
    Band 7:...

  • Eine lose Sommerrose
    Hab ich mit mir heimgebracht,
    Bunter Segen allerwegen
    Blühte in der Wundernacht.

    Da ich pflückte, tiefbeglückte
    Sie von ihrer Schwestern Reih,
    Heiße Hände ohne Ende
    Thaten mit mir allerlei.

    ...

  • Die große Beute eines reichen Tages
    Lag hinter uns, in unsern Abendlohn
    Verschmolzen große Glocken vollen Ton.
    Ich aber bat dich schmeichelnd leise: sag es.

    Da du die Augen schlossest vor dem Strahlen,
    Das laut aus mir von dir Erlösung rief,
    Begann der See, der vor uns fast schon schlief
    In...

  • Da im Schatten seltner Bäume
    Männer still das Bett bereiten
    Für die hellen Menschenfreuden
    Für die großen Götterträume,

    Und in wirrem Liebeskleide
    Selig sich zum Weibe senken
    Lächelnd eines Liedchens denken
    Walthers von der Vogelweide.

    ...