• Erdencke, was du kanst, und mache dich beliebt,
    Dis, was ihr wol gefällt, dis ist, was sie dir giebt:
    Du fängst sie durch sie selbst. Die Vorsicht und Begier,
    Erhitzt die Flamm, erlescht sie gleicher Art in ihr.
    Ein eintziger Verzug versieht und zieht dis Spiel,
    Sey niemals wieder sie, so hast du, was sie wil. (S. 423)...

  • Das Mägdlein sey dir Wind, und du ihr Wetterhahn,
    Wo sie sich wendet hin, da suche gleiche Bahn.
    Die Liebe kennt nicht Pein, der Vorsatz macht es blos:
    Die Treue nach der Zeit ist allzeit frey und loß.
    Nehmt voller Zuversicht: Sie Worte, du Verstand,
    So kanst du gäntzlich weg, wenn sie sich halb verwand. (S. 423)...

  • Thut dieser recht und wol, darauf sein Vortheil sieht:
    Auch hinter schlechter Gunst (du must sie baß erhöhn)
    Befinden offte wir viel tausend Furchten stehn.
    Furcht ist nicht sonder Lieb, und sie nicht sonder Neid:
    Erkenne dieses wol, so lebst du ausser Leid. (S. 423)
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  • Um Lieb ist lauter Lust, umb Hoffnung lauter Pein.
    Wer weiter hofft, als ihm die Liebe weist und giebt,
    Der liebt und hofft umbsonst, und wird damit betrübt.
    Die Mutter sey die Lieb, und Hoffnung dann ihr Kind,
    Daß ieder, der besitzt, hat mehr als der beginnt. (S. 424)
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  • Da Mast und Seegel hin nach Lust und Kurtzweil drehn:
    Geh ihnen fleissig nach, sie sind zum ersten scheu,
    Die Mägdlein fänget nichts als vorgegebne Treu.
    Wo aber kein Genus bey deinem Lieben ist
    Hast du vor Honig Gall und Gifft vor Heil erkiest. (S. 424)
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  • Und der Verstellung Schein nihm um dich, wo du bist;
    Wird dir ie was vergunt, ein ander ist wie du;
    Drumb must du leichte seyn und fertig immer zu.
    Treu und Beständig seyn ist hie Betrügerey;
    Und dis Geschlechte kommt am nechsten diesem bey. (S. 424)
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  • Kriegest du gleich den Korb, verbleibst du unbetrübt.
    Doch komm ihr selbst zuvor: Bring einen andern hin,
    Weil du nicht Mittel hast ihr Hoffen zu vollziehn.
    Die Ketten sind nur Stroh, die dich gebunden an,
    Sie gehen bald entzwey, verlaß du deinen Wahn. (S. 424)
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  • Nihm sie zun Augen ein, laß sie am Hertzen stehn,
    Wann du vertreulich bist, ist es mit dir gethan,
    Der liebet, welcher sich beliebet machen kan.
    Drumb liebe sie nur so, wie etwa diesen Reim,
    Wilt du der deine seyn, nihm sie nicht mit dir heim. (S. 424)

  • Der es nicht sieht, ist blind.
    Ihr Kram ist nichts, als Rauch,
    Ein täglicher Gebrauch:
    Sie schenckt uns Rauch vor Wein,
    Rauch muß ihr Essen seyn:
    Was sie verspricht vor Lohn,
    Geht, wie ein Rauch davon.
    Voll Rauch wird dessen Haubt,
    Der solcher Liebe traut:
    Die Lieb ist Rauch,...

  • Durch fliehn entflieh ich nicht,
    Wann ich durch Wind und Wellen
    Gleich meinen Lauff wil stellen,
    Folgt doch das schöne Licht:
    Durch Berge, Thal und Wald
    Seh ich stets vor mir stehen,
    Seh ich stets vor mir gehen
    Die freundliche Gestalt.
    Mich müst ich selber fliehn,
    Dieweil hier...