• Winterkrank war meine Seele,
    Und sie kroch wie eine faule Kröte
    Zwischen kalten Steinen.

    An den leeren Stunden klebte sie
    Wie eine müde Fliege am angelaufenen,
    Undurchsichtigen Fensterglas.

    Sonst war meine Seele ein Schmetterling,
    Ein leichter, feiner, blütenverliebter...

  • Wir gingen durch die dunkle, milde Nacht,
    Dein Arm in meinem,
    Dein Auge in meinem;
    Der Mond goß silbernes Licht
    Ueber dein Angesicht;
    Wie auf Goldgrund ruhte dein schönes Haupt,
    Und du erschienst mir wie eine Heilige: mild,
    Mild und groß und seelenübervoll,
    Gütig und rein wie die liebe Sonne...

  •  
    Wo sah ich das doch schon einmal?
    Dies zart und liebliche Oval,
    Die großen Augen tief und klar,
    Dies bogenfeine Lippenpaar
    Und diesen Strudel Lockenhaar?

    Wo, wo? Und plötzlich seh ichs licht:
    In Form und Farben ein Gedicht,
    ...

  •  
    Zwischen Hetzen und Hasten,
    In Lärmen und Lasten,
    Von Zeit zu Zeit
    Mag gerne ich rasten
    In Nachdenklichkeit.

    Fliege, fliege, mein Denken, zurück,
    Suche, suche: in heimlichen Ecken
    Dämmerbrauner Vergangenheit
    Mag wohl...

  • Pandora
    Als ich heute früh im schönen Parke,
    Der voll lauter Birken steht, spazierte,
    Sah ich (nun, ihr brauchts ja nicht zu glauben)
    Eine nackte Dame auf mich zugehn.

    - Sag, wer bist du, sprach ich, nackte Dame?
    ...

  •  
    Auf einem jungen Rosenblatt
    Mein Liebster mir geblasen hat
    Wohl eine Melodei.
    Es gab mir viele Dinge kund
    Das Rosenblatt am roten Mund
    Und war kein Wort dabei.

    Und als das Blatt zerblasen war,
    Da gab ich meinen Mund ihm dar
    Und küßt an ihm...

  •  
    Charlotte, lotte, lotte,
    Heißt meine Wäscherin,
    Sie bringt mir selbst die Wäsche,
    Weil ich ihr Liebster bin.

    Und hat sie nichts zu bringen,
    So kommt sie ohne was,
    Kein Tag geht ohne Lotte,
    Auf Lotte ist Verlaß.

    Kommt ohne...

  •  
    Dämmerung mit den milden, grauen Augen
    Schreitet über die Erde.
    Kühl weht ihr Atem,
    Weich und kühl,
    Milde wie ruhiger Atemzug
    Eines schlummergeküßten,
    Backenroten Kindes.
    An lauschender Ferne ruhendem Rund
    Ein goldenes Glänzen, matt verscheidend,...

  • Daß deine Hand auf meiner Stirne liegt,
    Wenn mich das Sterben in der Wiege wiegt,
    Die leis hinüber ins Vergessen schaukelt,
    Von schwarzen Schmetterlingen schwer umgaukelt.
    Ein letzter Blick in deine braunen Sonnen:
    Vorüber strömen alle unsre Wonnen
    In einer bitter-süßen Letztsekunde;
    Ein letzter Kuß von...

  • Was wehrst du noch das Trinken
    da eins das andre trinkt
    in Blicken die so rein
    erglühen wie aus dunklem Kelch
    geweihter Wein! -

    Was wahrst du noch das Sinken,
    da eins ins andre sinkt
    wie wenn im Meer ein Ring,
    ins Unermeßliche verbuhlt,
    zur Tiefe ging.
    ...