• Weil du nicht zu mir kommst,
    ist meine Freud umsonst
    und auch mein Kränzelein
    von rotem Klee.
    Weil ich so lieb dich hab,
    bringst du mich noch ins Grab,
    unter den Leichenstein,
    - so tust mir weh!

    Wenn ich gestorben bin,
    kommt's dir wohl erst zu Sinn,
    daß...

  • Über mich, über mich
    ist die Liebe gekommen,
    gab mir Glück, gab mir dich,
    hat mir mich genommen.

    Bin gekniet und bin klein,
    mußt mich hoch erheben.
    All mein Leben ist dein,
    du, mein Leben ...

    Aus: Alma...

  • Wie oftmals sind wir des Weges gegangen,
    dahin über blühenden Wiesenrain
    und die orgelnden Telegraphenstangen
    klangen in unsre Stille hinein.

    Der Flieder blühte in hellen Massen
    und lockte mich als verbotenes Gut.
    Wir gingen durch dörfliche Vorstadtgassen
    und jeder Bauer trug ihn am Hut....

  • Ich bin weithin gegangen,
    durchs sonnverbrannte Land.
    Der Wind hat sich verfangen,
    in Haar mir und Gewand.

    Die Bauern sind beim Heuen,
    Duft weht zu mir heran,
    mein Herz ist ganz der neuen
    Wegfreude aufgetan.

    Den Hang hinabgestiegen,
    komm ich in guter Ruh...

  • Dirne bin ich in Cestius' Haus und ich locke die Fremden
    seitlichen Blicks und mit Lächeln und schaukelndem Schritt.
    Dirne bin ich in Cestius' Haus und ich trage mein Stirnband
    stolzer als wäre sein Gelb - Gold des cäsarischen Reifs.

    Dirne bin ich in Cestius' Haus und um wen'ge Sesterzen
    schließest du - Fremder,...

  • Nein! Ihr sollt keine Fackeln bringen,
    und keine Flammen von persischem Öl,
    und sollt nicht Kissen breiten,
    auf deren greller Seide weißnackte Weiber sich wälzen,
    sich wölbend, wie Marmorbrücken zum Reich der Lust! -
    Ihr sollt nicht Gûrû die Trommel reiben lassen,
    mit ihren knetenden, geschminkten Handballen,...

  • Wenn du über mich hereinbrichst, - Corraïn,
    wie der Sturm deiner Wüste,
    denk ich, ich könnte dich lieben, - Corraïn!
    und meine Haare ausschütten über dein Gesicht,
    wie man Honig schüttet über die Süße von Datteln,
    und meinen Rücken hinbreiten vor deinen Fuß,
    wie man Teppiche ausbreitet auf dem Wege von Königen. -...

  • Auf der Gasse, vor der Halle,
    vor den Wagen stehen Pferde.
    Müde, müde sind sie alle
    und ihr Kopf hängt schwer zur Erde.

    In ihr Elend tief verloren,
    das sie rührend sanft durchlitten,
    spitzen sie nervöse Ohren,
    bei dem Näherklang von Schritten.

    Schnuppern an gebotnen...

  • Seefahrer liebe ich, - braun wie die Erde fremd-sonniger Länder,
    Abglanz des Meeres im Blick, Sturm noch im feuchtwirren Haar,
    und ihrer weiblosen Fahrt Verschmachten in ihren Küssen,
    die nach mir züngeln.

    Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
    F. G....

  • Flaccus sagt mir: "Dein Haar ist schwerflüssiger Honig
    und deine Arme sind weiß wie die Schwingen der Tauben,
    die mit Rucksen und Gurren den Dachfirst umflattern,
    liebeselig, - dieweil ich unselig dich liebe."
    Flaccus sagt es - o sagte mir es ein andrer,
    wollt mein Haar ich in seine Hände verströmen,
    wollt ihn...