•      Vergiftet sind meine Lieder;
    Wie könnt’ es anders seyn?
    Du hast mir ja Gift gegossen
    In’s blühende Leben hinein.

    5      Vergiftet sind meine Lieder;
    Wie könnt’ es anders seyn?
    Ich trage im Herzen viel Schlangen,
    Und dich, Geliebte mein.

  • [182]
     XI.
     Verlorene Wünsche.

    Von der Gleichheit der Gemüthsart
    Wechselseitig angezogen
    Waren wir einander immer
    Mehr als uns bewußt gewogen.

    5 Beide ehrlich und bescheiden,
    ...

  • [199]
     XIX.
     Vermächtniß.

    Nun mein Leben geht zu End’,
    Mach’ ich auch mein Testament;
    Christlich will ich drin bedenken
    Meine Feinde mit Geschenken.

    5 Diese würd’gen, tugendfesten...

  •      Verrieth mein blasses Angesicht
    Dir nicht mein Liebeswehe?
    Und willst du, daß der stolze Mund
    Das Bettelwort gestehe?

    5      O, dieser Mund ist gar zu stolz,
    Und kann nur küssen und scherzen;
    Er spräche vielleicht ein höhnisch Wort,
    Während ich sterbe vor Schmerzen.

  • [89]
     Vitzliputzli.[WS 1]
     I.

    Auf dem Haupt trug er den Lorbeer,
    Und an seinen Stiefeln glänzten
    Goldne Sporen – dennoch war er
    Nicht ein Held und auch kein Ritter.

    5...

  •      Von schönen Lippen fortgedrängt, getrieben
    Aus schönen Armen, die uns fest umschlossen!
    Ich wäre gern noch einen Tag geblieben,
    Da kam der Schwager schon mit seinen Rossen.

    5      Das ist das Leben, Kind, ein ewig Jammern,
    Ein ewig Abschiednehmen, ew’ges Trennen!
    Konnt’ denn dein Herz das mein’ge nicht umklammern?
    Hat selbst dein Auge mich...

  •      Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein,
    Dann knospen und blühen die Blümlein auf;
    Wenn der Mond beginnt seinen Stralenlauf,
    Dann schwimmen die Sternlein hintendrein;
    5 Wenn der Sänger zwei süße Aeuglein sieht,
    Dann quellen ihm Lieder aus tiefem Gemüth; –
    Doch Lieder und Sterne und Blümelein,
    Und Aeuglein und Mondglanz und Sonnenschein...

  • [119]
     Waldeinsamkeit.

    Ich hab’ in meinen Jugendtagen
    Wohl auf dem Haupt einen Kranz getragen;
    Die Blumen glänzten wunderbar,
    Ein Zauber in dem Kranze war.

    5 Der schöne Kranz gefiel wohl Allen,...

  •      Warte, warte, wilder Schiffmann,
    Gleich folg’ ich zum Hafen dir;
    Von zwei Jungfraun nehm’ ich Abschied,
    Von Europa und von Ihr.

    5      Blutquell, rinn’ aus meinen Augen,
    Blutquell, brich aus meinem Leib,
    Daß ich mit dem heißen Blute
    Meine Schmerzen niederschreib’.

         Ei, mein Lieb, warum just heute
    10 Schauderst du, mein...

  •      Warum sind denn die Rosen so blaß,
    O sprich, mein Lieb, warum?
    Warum sind denn im grünen Gras
    Die blauen Veilchen so stumm?

    5      Warum singt denn mit so kläglichem Laut
    Die Lerche in der Luft?
    Warum steigt denn aus dem Balsamkraut
    Hervor ein Leichenduft?

         Warum scheint denn die Sonn’ auf die Au’
    10 So kalt und...