•      Sie haben heut Abend Gesellschaft,
    Und das Haus ist lichterfüllt.
    Dort oben am hellen Fenster
    Bewegt sich ein Schattenbild.

    5      Du schaust mich nicht, im Dunkeln
    Steh’ ich hier unten allein;
    Noch wen’ger kannst du schauen
    In mein dunkles Herz hinein.

         Mein dunkles Herze liebt dich,
    10 Es liebt dich und es bricht,...

  •      Sie haben mich gequälet,
    Geärgert blau und blaß,
    Die Einen mit ihrer Liebe,
    Die Andern mit ihrem Haß.

    5      Sie haben das Brod mir vergiftet,
    Sie gossen mir Gift in’s Glas,
    Die Einen mit ihrer Liebe,
    Die Andern mit ihrem Haß.

         Doch die mich am meisten gequälet,
    10 Geärgert und betrübt,
    Die hat mich nie gehasset,...

  •      Sie liebten sich beide, doch keiner
    Wollt’ es dem andern gestehn;
    Sie sahen sich an so feindlich,
    Und wollten vor Liebe vergehn.

    5      Sie trennten sich endlich und sah’n sich
    Nur noch zuweilen im Traum;
    Sie waren längst gestorben,
    Und wußten es selber kaum.

  •      Sie saßen und tranken am Theetisch,
    Und sprachen von Liebe viel.
    Die Herren, die waren ästhetisch,
    Die Damen von zartem Gefühl.

    5      Die Liebe muß seyn platonisch,
    Der dürre Hofrath sprach.
    Die Hofräthin lächelt ironisch,
    Und dennoch seufzet sie: Ach!

         Der Domherr öffnet den Mund weit:
    10 Die Liebe sey nicht zu roh,...

  •      So hast du ganz und gar vergessen,
    Daß ich so lang dein Herz besessen,
    Dein Herzchen so süß und so falsch und so klein,
    ’s kann nirgend was süß’res und falscheres seyn.

    5      So hast du die Lieb’ und das Leid vergessen,
    Die’s Herz mir thäten zusammen pressen.
    Ich weiß nicht war Liebe größer als Leid?
    Ich weiß nur sie waren groß allebeid...

  •      So wandl’ ich wieder den alten Weg,
    Die wohlbekannten Gassen;
    Ich komme von meiner Liebsten Haus,
    Das steht so leer und verlassen.

    5      Die Straßen sind doch gar zu eng’!
    Das Pflaster ist unerträglich!
    Die Häuser fallen mir auf den Kopf!
    Ich eile so viel als möglich!

  • [161]
     Solidität.

    Liebe sprach zum Gott der Lieder,
    Sie verlange Sicherheiten
    Ehe sie sich ganz ergebe,
    Denn es wären schlechte Zeiten.

    5 Lachend gab der Gott zur Antwort:
    Ja, die Zeiten sich...

  •      Die glühend rothe Sonne steigt
    Hinab in’s weitaufschauernde,
    Silbergraue Weltmeer;
    Luftgebilde, rosig angehaucht,
    5 Wallen ihr nach, und gegenüber,
    Aus herbstlich dämmernden Wolkenschleiern,
    Ein traurig todtblasses Antlitz,
    Bricht hervor der Mond,
    Und hinter ihm, Lichtfünkchen,
    10 Nebelweit, schimmern die Sterne.

         ...

  •      Sorge nie, daß ich verrathe
    Meine Liebe vor der Welt,
    Wenn mein Mund ob deiner Schönheit
    Von Metaphern überquellt.

    5      Unter einem Wald von Blumen
    Liegt, in still verborgner Huth,
    Jenes glühende Geheimniß,
    Jene tief geheime Glut.

         Sprühn einmahl verdächt’ge Funken
    10 Aus den Rosen – sorge nie!
    Diese Welt glaubt...

  •      Spätherbstnebel, kalte Träume,
    Ueberfloren Berg und Thal,
    Sturm entblättert schon die Bäume,
    Und sie schaun gespenstisch kahl.

    5      Nur ein einz’ger, traurig schweigsam
    Einz’ger Baum steht unentlaubt,
    Feucht von Wehmuthsthränen gleichsam,
    Schüttelt er sein grünes Haupt.

         Ach, mein Herz gleicht dieser Wildniß,
    10 Und...