So wie ein schlechter Spieler auf der Bühne,
Der voller Furcht aus seiner Rolle fällt,
Und wie ein Heft’ger mit ergrimmter Miene,
Den zu viel Kraft in strengen Fesseln hält:
5 So auch vergess’ aus Furcht ich selbst zu sagen
Der heißen Liebe voll Huldigung;
In meiner Liebe Kraft schein’ ich zu zagen,
Erdrückt von meiner Liebe mächt’gem Schwung....
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Mein Auge ist der Maler, der dein Bild
Voll Schönheit in des Herzens Tafel gräbt.
Mein Körper ist der Rahmen, der’s umhüllt,
Durch Perspective wird die Kunst belebt.
5 Es führt der Weg durch meine Brust allein
Zu schauen, wo dein treues Bildniß liegt,
Das ewig hängt in meines Herzens Schrein,
Worin dein Aug’ als Fenster eingefügt.
Nun... -
Wenn außer Gunst bei Menschen und Geschick
Ich einsam ganz mein schweres Loos beweine,
Und send’ umsonst empor den fleh’nden Blick,
Und mir zum Unglück auserkoren scheine;
5 Mißgünstig Jenes frohe Zukunft schau’,
Dem Andern seine Freund’ und Reichthum neide,
Dem seine Kunst und schönen Körperbau,
Und was mir eigen, mir dadurch verleide,
... -
Laß dem, den nie der Sterne Gunst betrogen,
Der Ehren und der Titel eiteln Tand;
Indeß ich, dem das Schicksal dies entzogen,
In stiller Freude lebe unbekannt.
5 Des Fürsten Günstling zeigt sein leeres Glück
Nur wie im Sonnenstrahl die Ringelblume,
Und in ihm selbst begraben liegt sein Glück,
Denn leicht stirbt er durch Zorn in seinem Ruhme.... -
Herr meiner Liebe, dem zur Lehnbarkeit
Dein hoch Verdienst macht meine Pflicht zu eigen,
Geschriebnes Wort hab’ ich dir hier geweiht,
Die strenge Pflicht, und nicht den Witz zu zeigen.
5 So große Pflicht, – die freilich nur als klein
Mein armer Witz zeigt, dem die Worte fehlen;
Doch hoff’ ich drauf, du wirst barmherzig sein,
Und nackt ihr nicht... -
Zum Lager eil’ ich, matt von schweren Müh’n,
Die nöth’ge Ruh’ dem müden Leib zu geben;
Doch auf die Reise die Gedanken zieh’n,
Der Geist wird wach, wenn stirbt des Körpers Streben.
5 Die Phantasie zu dir nach weiter Ferne
In eifrig frommer Pilgerfahrt dann zieht,
Nicht gönnt sie Ruh’ dem müden Augensterne,
Der, Blinden gleich, nur Finsterniß... -
Wie kann ich wiederkehren doch in Pracht,
Da mir des Schlummers nöth’ge Wohlthat fehlt,
Wenn Tages Leiden lindert nicht die Nacht,
Und Nacht den Tag, die Nacht der Tag stets quält?
5 Und beide, ob sie gleich sich Feinde nennen,
Vereinigen zu meiner Qual sich doch,
Durch Müh’ der ein’, der andre lehrt mich kennen,
Wie ich mich müh’, dir stets... -
Wenn vor die Schranken meiner stillen Brust
Ich fordre die Erinn’rung alter Zeit,
Bewein’ ich manchen schmerzlichen Verlust,
Dem alten Schmerz wird neue Klag’ geweiht.
5 Dann strömt mein Auge, Thränen ungewöhnt,
Um treue Freunde, die der Tod verhüllt, –
Mit Thränen wird der Liebe Weh’ verhöhnt –
Und heiß beseufz’ ich manch entschwundnes Bild;... -
Dein Herz ist theuer vieler Menschen Brust,
Die, weil ich sie entbehret, todt geglaubt;
Dort herrscht die Liebe und der Liebe Lust,
Die Freund’ auch, die ich hielt vom Grab geraubt.
5 Wie manche Thrän’, als reine fromme Gabe,
Hat treue Liebe nicht entlocket mir
Um die, die ich geglaubt im dunkeln Grabe,
Die nur verborgen lagen all’ in dir!... -
Erlebst du meiner Tag’ ersehntes Ziel,
Wenn mein Gebein mit Staub der Tod vereint,
Und dir durch Zufall in die Hände fiel:
Dies arme, rohe Lied vom todten Freund,
5 Vergleich’ es mit der Zeiten Weitergang;
Obgleich es übertrifft der Andern Singen,
Um meine Lieb’ erhalt’ es, nicht um Klang,
Der Glücklicheren besser mag gelingen.
O dann sei...