• Die Fackel des Eros
    Ein Sonettenkranz (1918-1928)

    Ich dank dir, daß du bist,
    Daß du so lächelst, daß du blaue Augen
    Und keine schwarzen hast!
    Hebbel, Nibelungen...

  • Sonette für Jan

    I.

    O Traueresche, - schwesterlicher Baum,
    der nun erst Frühlingsmacht an sich erfährt!
    So lang hast Du verzweifelt Dich gewehrt,
    nun überwältigt Dich Dein später Traum.
    ...

  • Schon immer war mir der Frühling freund
    wie jedem, der ihn besang,
    doch diesjahrs kommt er bekränzt und gebräunt
    und mit lachendem Überschwang.
    Er gibt mir Wiesen und Hain und Wald,
    eigen Hof, eigen Haus und Getier
    und bleibt in deiner geliebten Gestalt
    für selige Zeiten bei mir!
    ...

  • Soll ich, nach so langem, krankem Sehnen
    endlich fremdes Land bestaunen?
    Endlich lehnen
    an der Reling weißen Schiffes,
    heißen Griffes
    meine bange Hand in deiner braunen?

    Wird die fremde Küste nicht entgleiten,
    drauf den zagen Fuß ich setze?
    Ewigkeiten
    träumt mein...

  • Jeden stillen Abend bet ich für dich,
    sonst fänd ich nicht Schlaf noch Rast.
    Mit gefalteten Händen nehm ich auf mich,
    was vielleicht du gesündigt hast.

    Jeden stillen Abend küss ich dein Bild,
    - ich hab mich bescheiden gelernt -
    dein Antlitz, das als mein Himmel mir gilt,
    ist ganz von Küssen...

  • Schon kommt die Jugend, so wie Amseln kommen:
    du hältst nur still und äugend sind sie da!
    Ich habe manche Beichte schon vernommen
    sehr junger Herzen, denen süß geschah.

    Halt ich noch stiller, wird's vielleicht geschehen,
    daß eigner Schmerz sich fremdem Glück verwebt.
    Denn der nur lernt das Leben ganz...

  • Nun lern ich's, mich zu freuen
    wie ich es nie gekonnt.
    Tagtägliches Erneuen
    ist heimlich übersonnt.

    Ich weiß nicht wie mir würde,
    käm Liebe noch einmal.
    Sie war so große Bürde,
    sie war so lange Qual.

    Von außen her kommt Leiden,
    vom Herzen her kommt Ruh....

  • Ich denke dein,
    Immer denke ich dein.
    Menschen sprachen zu mir, doch ich achtet es nicht.
    Ich sah in des Abendhimmels tiefes Chinesenblau, daran
    der Mond als runde gelbe Laterne hing,
    Und sann einem anderen Monde, dem deinen, nach,
    Der dir glänzender Schild eines ionischen Helden vielleicht
    oder sanfter...

  • Ich hab vor deinem Hause still gestanden
    In einer Nacht.
    Und hatte ganz dich lieb und ohne Maßen;
    Ich wies zu dir den Sternen goldne Straßen
    Und habe selig stumm gelacht.

    Ob meinem losen Haar hob ich die Arme
    Wie Zweige, schlank und rund.
    Da stürzte Regen in das Mainachtschweigen...

  • Ich will die Nacht um mich ziehn als ein warmes Tuch
    Mit ihrem weißen Stern, mit ihrem grauen Fluch,
    Mit ihrem wehenden Zipfel, der die Tagkrähen scheucht,
    Mit ihren Nebelfransen, von einsamen Teichen feucht.

    Ich hing im Gebälke starr als eine Fledermaus,
    Ich lasse mich fallen in Luft und fahre nun aus....