Zähl’ ich die Uhr, die uns die Zeit verkündet,
Seh’ ich, wie in die Nacht der Tag versinkt,
Wie schnell des Veilchens Blüthenzeit verschwindet
Und auf dem schwarzen Haar das Silber blinkt;
5 Seh’ ich, wie von dem Baum die Blätter flieh’n,
Die kaum die Heerde vor der Gluth bewahrt,
Wie von dem Herbst gegürtet Sommers Grün
Im Grabe ruht mit weißem...
-
-
O wärest du dein selbst! doch, Lieb, du bist
So lange, als du hier dir lebst, nur dein;
Drum magst du rüsten dich zu solcher Frist,
Und Anderen dein süßes Bild verleih’n.
5 So wird die Schönheit, die zum Lohn du hast,
Ganz unbegrenzt sein, und du wirst von Neu’m
Du selbst, wenn auch das Alter dich erfaßt,
Hüllt deine süße Form den Sprößling ein... -
Nicht in den Sternen les’ ich das Geschick,
Doch hab’ ich ihre Deutung wohl erkannt;
Nicht zwar verkünd’ ich gut und böses Glück,
Noth, Theurung und der Jahreszeiten Stand;
5 Auch sag’ ich auf Minuten nicht voraus,
Ob Regen, Donner, oder Wind uns trifft;
Nicht prophezeih’ ich Heil dem Fürstenhaus,
Wie’s oft geschieht, aus ew’ger Sterne Schrift... -
Des Löwen Klauen stumpfe, grimme Zeit,
Die Erde laß verschlingen ihre Brut,
Entwaffne du des Tigers Grausamkeit,
Erstick’ den Phönix in des Feuers Gluth.
5 Mag deiner Flucht entsprießen Freud’ und Leid;
Die Welt mit Allem, was sie Schönes hat,
Verfallen sei sie dir, schnellfüß’ge Zeit,
Nur scheue dich vor einer Frevelthat.
Beug’ nimmer... -
Nimm all mein Lieben, Lieb, ja es sei dein,
Was mehr, als du gehabt, gewinnest du!
Nicht wahre Liebe, Lieb kann ja das sein,
Was mein, war dein, eh’ das du nahmst dazu;
5 Wenn mir zu Lieb’ mein Lieben dir ist werth,
Tadl’ ich dich nicht, denn du brauchst meine Liebe;
Doch tadl’ ich dich, wenn unrecht du belehrt
Das, was du hassest, wählst, aus... -
Wenn Freiheit dich zu leichtem Fehl verführt,
Wenn aus dem Herzen dir mein Bild entschwindet:
Dir, da du jung und schön, Verzeih’n gebührt,
Da leicht Versuchung, dich, verfolgend, findet.
5 Sanft bist du, leicht gewonnen darum schon,
Schön bist du, darum der Verführung Ziel;
Wenn Weiber werben, welcher Weibes Sohn
Wird streng versagen das, was... -
Daß du sie hast, nicht kümmert das mich sehr,
Obwohl von Herzen ich sie treu geliebt;
Daß sie dich hat, das drückt mich wahrlich mehr,
Ein Schmerz, der meine Liebe schwer betrübt.
5 Die ihr mich kränkt, also entschuld’ ich euch:
Du liebst sie, weil du weißt, daß sie mir werth,
Und ihre Handlung ist der deinen gleich,
Wenn also sie in Liebe dich... -
Im tiefsten Schlafe seh’ am besten ich,
Denn Tags begegn’ ich nur gemeinen Dingen;
Im Traume schauen meine Augen dich,
Die dunkelhell hell in das Dunkle bringen;
5 Du, dessen Schatten Schatten leuchten macht,
Wie würde nur dein Schatten uns entzücken
Am hellen Tag mit deiner hell’ren Pracht,
Da blinde Augen so dein Bild erblicken!
Wie... -
Mein träger Körper, wär’ er nur Gedanken,
Nicht hielte mich des Raumes Herrschaft auf;
Und trotz des Raums und der Entfernung Schranken
Nähm’ ich zu dir im Fluge meinen Lauf.
5 Nicht hemmt’ es mich, wenn, noch so weit verbannt,
Ich weilte an der Erde fernstem Ort;
Gedanken eilen über Meer und Land,
So schnell man denkt, wär’ ich bei dir sofort.... -
Dereinst – nie mög’ uns kommen solche Zeit! –
Wann zürnend du mit meinen Fehlern schmälest,
Wann deiner Liebe Summe, mir geweiht,
In letzter Rechnung kalt du überzählest;
5 Wann fremd dein Blick an mir vorüberschweift,
Du kaum mich grüßt mit deiner Augen Sterne,
Wenn deine Lieb’ ihr Selbst nicht mehr begreift,
Mit Gründen zeigt, warum sie mir...