• I.
    Entzieh' Dich länger nicht der Liebe,
    Es ruft die Welt: o liebe, Herz!
    In jedem Knosp'- und Blättertriebe,
    In jedes Schmetterlinges Scherz.

    Wie lieblich ist doch Lieb' im Lenze!
    Des Abendroths erhöhter Glanz
    Schlingt seine vollsten Rosenkränze
    Nur um verliebter Mädchen Tanz....

  • I.
    Ewig mich zu fesseln ringeln Locken sich um Dein Genick,
    Die zu Kettenringen schmiedet Deines Auges Feuerblick.
    Anmuth leiht Dein Lächeln Jedem, der berühret Deinen Saum,
    Kehrt in schwellende Bewegung auch das größte Ungeschick.
    Vor Dir lichten sich die Schaaren, wenn Du schwebst in leichtem Tanz,
    Staunend weicht...

  • Singst Du Liebe? Du erneuerst mir die alte Wunde nur,
    Glaube mir, von Liebe sing' und rede der Gesunde nur;
    Denn im todeskranken Busen glimmend steckt der alte Pfeil,
    Ihn entflammt zu vollstem Brande oft die kleinste Kunde nur;
    Das geringste Wörtchen weckt oft der Erinn'rung ganze Pein, -
    Ach, der Gott, der Lethe reicht, ist...

  • I.
    Ein Pantheon zu bauen dient das Wort als Stein und Ziegel Dir,
    Es hielt ein Gott das ew'ge Buch der Schönheit vor als Spiegel Dir.
    Schon lebend klopftest Du an's Thor des Paradieses und es sprang
    Dem lebend schon Vergötterten der diamant'ne Riegel Dir.
    Auf Deinem Herd flammt heil'ge Gluth, du nährtest sie als Alchimist,...

  • Du schautest in das Herz mir allerwegen,
    Du warst die Einz'ge, der es nichts verhehlt;
    Was es erhofft, erkämpft, was es verfehlt,
    Stets hats ein off'nes Buch vor Dir gelegen.

    Und dies Vertrauen war mein höchster Segen;
    Denn, wenn auch Milde niemals Dir gefehlt,
    Hat nie Dich blinde Nachsicht doch beseelt...

  • I.
    Dunkle Augen flammen und verüben
    Stets auf's Neu den Mord an meinem Leben,
    Waffenlos bin ich dahingegeben,
    Und der Seele Spiegel will sich trüben.

    Ob sie auch den müden Leib begrüben,
    Diese Leidenschaft wird überleben,
    Wird die Seele als Vampyr umschweben
    Unbarmherzig rastlos...

  • I.
    Lass' schweigen mich
    Lass' schweigen mich. Auf meiner Seele Grunde
    Liegt ein Geheimniß, für mich selbst nicht klar;
    Bezaubert hange ich an Deinem Munde
    Und starr' in's Auge Dir bewußtseinsbar.
    ...

  • Du hast im Tiefsten mich getroffen;
    Da ich Dich sah, welch' ein Moment,
    Welch Schauern, Wünschen, Glühen, Hoffen -
    Und dann o Pein, die Niemand nennt!

    Denn nicht mich ewig zu beglücken,
    War's, daß Dein Reiz vor mir erschien,
    Ich durfte stumm die Hand Dir drücken,
    Und sah Dich dann für immer...

  • (An Jane)

    O daß ich endlich Liebe fände
    Von unvergänglichem Bestand,
    Die mich auf Lebenszeiten bände
    An einen einz'gen Gegenstand!
    Wo hefelos harrt Dein der Becher
    Die heiße Lippe Dir zu kühlen?...

  • Thränen für Dich? Du Bettlerthräne fort!
    Zu groß ist dieser Schmerz, d'rum sei er stumm.
    Kalt starre, trock'nes Aug', um Dich herum,
    Von thränenloser, heißer Gluth verdorrt.

    Nicht einen Seufzer, keinen Laut, kein Wort
    Entsende Mund; zu großer Schmerz macht dumm.
    Du kannst nicht einmal klagen, - sei's...