• Erlebst du meiner Tag’ ersehntes Ziel,
    Wenn mein Gebein mit Staub der Tod vereint,
    Und dir durch Zufall in die Hände fiel:
    Dies arme, rohe Lied vom todten Freund,
    5 Vergleich’ es mit der Zeiten Weitergang;
    Obgleich es übertrifft der Andern Singen,
    Um meine Lieb’ erhalt’ es, nicht um Klang,
    Der Glücklicheren besser mag gelingen.
    O dann sei...

  • Wohl manchen schönen Morgen sah ich glüh’n,
    Mit königlichem Auge Berge grüßen,
    Küssend mit goldnem Blick der Wiesen Grün,
    Mit Himmelszauber Gold auf Ströme gießen;
    5 Doch bald verhüllten niedre Wolken ihn,
    In eklem Schleier bergend sein Gesicht,
    Die der verlornen Welt sein Bild entzieh’n,
    Bis westwärts schmählich sich verbirgt sein Licht;...

  • Warum versprachst du solchen schönen Tag,
    Daß ohne Mantel ich mich fortgewagt,
    Da Wolken mich ereilten, die mit Schmach
    Die Schönheit häßlich dir verhüllt in Nacht?
    5 Nicht hilft’s, daß du die Wolken jetzt durchbrochen,
    Und trocknest mir mein sturmgepeitscht Gesicht;
    Nicht sehr wird solcher Hülfe Ruhm gesprochen,
    Die Wunden heilet, doch die...

  • Wie kann ich deinen Werth nach Würden singen,
    Da du der bessre Theil ja bist von mir?
    Was kann mein eignes Lob mir selber bringen?
    Mich preis’ ich ja, wenn Lob ich singe dir.
    5 Laß darum schon getrennt uns Beide leben,
    Verzichten uns, durch Liebe eins zu sein,
    Daß durch die Trennung selbst ich dir kann geben,
    Was dir gebührt, was du verdienst...

  • Bekümmre dich um was du thatst nicht mehr!
    Die Ros’ hat Dornen, Schmutz die Silberquellen,
    Verfinst’rung schmäht die Sonn’, und Wolkenheer,
    Der Sturm die Knospen, die am schönsten schwellen.
    5 Jedweder fehlt; und eben hierin ich,
    Gutheißend deinen Fehl durch Gleichnißschimmer,
    Mich selbst verderbend, zu entschuld’gen dich,
    Vertheid’gend selbst...

  • Getrennt laß stets uns sein, ich muß es sagen,
    Ob unsre Lieb’ auch ungetheilt mag sein;
    So werde dann die Flecken ich nur tragen,
    Die Last sei ohne deine Hülfe mein.
    5 Es bleibet unser Lieben stets verbunden,
    Ob schwer auch Trennung unser Leben drückt;
    Wohl raubt’s der Liebe süßer Freude Stunden,
    Wenn’s auch das Wesen nimmer ihr entrückt....

  • So wie mit Freuden seinen tücht’gen Sohn
    Der greise Vater kräftig handeln sieht,
    So mir, gelähmt durch Schicksals ärgsten Hohn,
    Aus deinem Werth und Gradsinn Trost erblüht;
    5 Denn ob Geburt, ob Schönheit, Reichthum, Witz,
    Ob dieser einem, allen, andern noch
    Gebühre deiner Vorzüg’ höchster Sitz,
    An diesen klammert sich mein Lieben doch.
    So...

  • Wie kann ich Stoff zum Singen je entbehren,
    So lange du noch athmest, dem Gesang,
    Den eignen süßen Inhalt zu gewähren,
    Zu herrlich weit für niedern Liedes Klang?
    5 O gieb dir selbst den Dank, wenn irgend wann
    Du Lesenswerthes fandst, was ich gedichtet,
    Wer ist so stumm, der dich nicht singen kann,
    Der selber der Erfindung Pfad gelichtet?
    ...

  •      Mir schlug das Herz; geschwind zu Pferde,
    Und fort, wild, wie ein Held zur Schlacht!
    Der Abend wiegte schon die Erde,
    Und an den Bergen hieng die Nacht;
    5 Schon stund im Nebelkleid die Eiche,
    Ein aufgethürmter Riese, da,
    Wo Finsterniß aus dem Gesträuche
    Mit hundert schwarzen Augen sah.

         Der Mond von seinem Wolkenhügel,
    10...

  • [68] Willkommen und Abschied.

    Es schlug mein Herz; geschwind zu Pferde!
    Es war gethan fast eh’ gedacht;
    Der Abend wiegte schon die Erde
    Und an den Bergen hing die Nacht:
    5 Schon stand im Nebelkleid...