• Der prahlt mit Ahnen, der mit seinem Geld,
    Mit Wissen dieser, der mit Leibeskraft;
    Mit Kleidern, wie auch Mode sie entstellt,
    Mit Ruhm, den Falke, Hund und Roß verschafft;
    5 Und jede Laune hegt die eigne Lust,
    Die Freude vor den Andern ihr verleiht;
    Doch bessern Strebens bin ich mir bewußt,
    Da Alles sich im Höchsten mir geweiht.
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  • Und thust dein Schlimmstes du, mir zu entweichen
    Für Lebenszeit, doch nenn’ ich ganz dich mein;
    Mein Leben muß mit deiner Lieb’ erbleichen,
    Denn Nahrung giebt ihm deine Lieb’ allein.
    5 Nicht fürcht’ ich drum, mag droh’n mir auch Unheil,
    Da das geringste schon mein Leben endet,
    Ich seh’, mir ward ein bessres Loos zu Theil,
    Als daß nach deinen...

  • So werd’ ich leben, wähnend dich mir treu,
    Wie ein betrogner Gatte; deiner Liebe
    Antlitz vertrau’n, wenn dies stets wechselt neu;
    Dein Blick bei mir, dein Herz bei Andern bliebe.
    5 In deinem Auge ist für Groll nicht Raum,
    Nicht kündet es dein unbeständig Wesen;
    Wenn Andrer Blick uns, zu verkennen kaum,
    Des Herzens Zug in finstrer Schrift läßt...

  • Wer machtbegabt einschränkend sich bescheidet,
    Wer zeiget nicht, was reich ihm ist verlieh’n;
    Wer felsenfest, wenn Andre leicht er leitet,
    Wer der Versuchung trotzt mit starrem Sinn;
    5 Des Himmels Gunst ist lohnend dem geneigt,
    Der mit des Himmels Gütern sparsam schaltet;
    Als eigner Schönheit Herr er stets sich zeigt,
    Da Mancher seinen Reichthum...

  • Das frühe Veilchen ward drum so bedroht: –
    Wo hast du, holder Dieb, den Duft genommen,
    Als aus des Liebsten Hauch? Das Purpurroth,
    Was deine zarte Wange hat bekommen,
    5 Tauchst du in Farben, die sein Blut dir bot,
    Um deine Hand schalt ich die Lilienblüthen,
    Der Majoran stahl dir dein dunkles Haar,
    Die Rosen furchtsam in den Dornen glühten;...

  • Wie anmuthig machst du die Schande nicht,
    Die gleich dem Wurm in duftbeseelter Rose
    Die Schönheitsknospe deines Namens bricht!
    Und birgst die Sünd’ in lieblichem Gekose!
    5 Die Zunge, die von deinem Thun erzählt
    Und üpp’ge Deutung deinen Scherzen leihet,
    Hat sich zum Tadel nur dein Lob erwählt,
    Da schon dein Name jede Schande weihet.
    O...

  • Für Fehler Mancher deine Jugend hält,
    Und Mancher nennt die Jugend deinen Ruhm;
    Da Ruhm und Fehler liebt die ganze Welt,
    So machst du deinen Fehler dir zum Ruhm.
    5 So wie an einer Kön’gin hoher Hand
    Wird angestaunt das schlechteste Juwel,
    So diese Fehler, die an dir man fand,
    Für Zierden gelten ohne alles Hehl.
    Wie manches Lamm ergriff’...

  • O gleich dem Winter war Abwesenheit
    Von dir, des flieh’nden Jahres süßer Luft!
    Was für ein Frost! Wie dunke Tageszeit,
    Als läg’ ich an Decembers kalter Brust!
    5 Und doch war Sommertag mir diese Frist,
    Ein reicher Herbst, der volle Garben bot,
    Und viel mit üpp’ger Frucht gesegnet ist,
    Wie Witwenschooß nach des Gemahles Tod.
    Mir schien...

  • Fern war ich von dir in der Frühlingszeit,
    Wann bunter Mai in seiner stolzen Pracht
    Jeglichem Dinge frischen Reiz verleiht,
    Daß selbst Saturn, der alte, mit ihm lacht.
    5 Doch Vogelsang und Blumen, schön erblüht
    In bunten Farben auf der grünen Flur,
    Begeisterten mich nicht zum Sommerlied,
    Von allen pflückt’ ich auch nicht eine nur.
    ...

  • So schnell du welkst, so schnell wächst du von Neu’m
    In deinem Sprößling, seit du ihn geboren;
    Das frische Blut, das jung du wirst verleih’n,
    Heißt dein’s, wenn du die Jugend auch verloren.
    5 Darin lebt Zuwachs, Weisheit, Lieblichkeit,
    Darohne Alter und thörichter Sinn;
    Dächt’ Jeder so, wär’s bald aus mit der Zeit,
    In sechzig Jahren stürb’ die...