•      Ich trat in jene Hallen,
    Wo sie mir Treue versprochen;
    Wo einst ihre Thränen gefallen,
    Sind Schlangen hervor gekrochen.

  •      Ich unglücksel’ger Atlas! eine Welt,
    Die ganze Welt der Schmerzen muß ich tragen,
    Ich trage Unerträgliches, und brechen
    Will mir das Herz im Leibe.

    5      Du stolzes Herz! du hast es ja gewollt,
    Du wolltest glücklich seyn, unendlich glücklich
    Oder unendlich elend, stolzes Herz,
    Und jetzo bist du elend.

  •      Ich wandelte unter den Bäumen
    Mit meinem Gram allein;
    Da kam das alte Träumen,
    Und schlich mir in’s Herz hinein.

    5      Wer hat Euch dieß Wörtlein gelehret,
    Ihr Vöglein in luftiger Höh?
    Schweigt still, wenn mein Herz es höret,
    Dann thut es noch einmal so weh.

         „Es kam ein Jungfräulein gegangen,
    10 Die sang es immerfort,...

  •      Ich wandle unter Blumen
    Und blühe selber mit;
    Ich wandle wie im Traume,
    Und schwanke bei jedem Schritt.

    5      O, halt’ mich fest, Geliebte!
    Vor Liebestrunkenheit
    Fall’ ich dir sonst zu Füßen,
    Und der Garten ist voller Leut’.

  • [100] ICH WARD BESCHENKT FÜR EIN GEDICHT

    Unbekannt hat mir zugesandt:
    Ein blondes Löckchen,
    Eines früh verstorbenen Kindes Löckchen;
    Leicht wie ein Schneeflöckchen,...

  • [108]
                        Ich weiß nicht mehr.
              Von Madame Desbordes-Balmore.

         Ich weiß nicht mehr, was meinen Zorn erregte,
    Er sprach zu mir – sein ganzes Unrecht floh...

  • Ich will die entschwundenen nackten zeiten loben
    Wo Phöbus die säulen mit goldenem schimmer umwoben ·
    Als mann und weib geniessend in leichtem zug
    Noch lebten ohne bedrängnis und ohne betrug ·
    5 Als die von des liebreichen himmels kosen berührten
    Die volle kraft ihrer edlen leiber verspürten.
    Und Cybele · fruchtbar und freigebig ohne rast ·
    ...

  •      Ich will meine Seele tauchen
    In den Kelch der Lilie hinein;
    Die Lilie soll klingend hauchen
    Ein Lied von der Liebsten mein.

    5      Das Lied soll schauern und beben,
    Wie der Kuß von ihrem Mund’,
    Den sie mir einst gegeben
    In wunderbar süßer Stund’.

  •      Ich wollte bei dir weilen,
    Und an deiner Seite ruhn;
    Du mußtest von mir eilen,
    Du hattest viel zu thun.

    5      Ich sagte, daß meine Seele
    Dir gänzlich ergeben sey;
    Du lachtest aus voller Kehle,
    Und machtest ’nen Knix dabei.

         Du hast noch mehr gesteigert
    10 Mir meinen Liebesverdruß,
    Und hast mir sogar verweigert...

  • [108] Idealer Wert.

    Hätte nur das Nützliche allein
    Recht zu vollem Wachstum und Gedeih’n,
    Müßte manche schöne Blüte sterben,
    Müßte manche Blume sich entfärben –
    5 Kunst und...