• [466] DAS WORT

    Wunder von ferne oder traum
    Bracht ich an meines landes saum

    Und harrte bis die graue norn[1]
    Den namen fand in ihrem born –

    5 Drauf konnt ichs greifen dicht und stark...

  • DAS ZEITGEDICHT

    Ihr meiner zeit genossen kanntet schon
    Bemasset schon und schaltet mich – ihr fehltet.
    Als ihr in lärm und wüster gier des lebens
    Mit plumpem tritt und rohem finger ranntet:
    5 Da galt ich für den salbentrunknen prinzen
    Der sanft geschaukelt seine takte zählte
    In schlanker anmut oder kühler würde ·
    In blasser erdenferner...

  • ENTRUECKUNG

    Ich fühle luft von anderem planeten.
    Mir blassen durch das dunkel die gesichter
    Die freundlich eben noch sich zu mir drehten.

    Und bäum und wege die ich liebte fahlen
    5 Dass ich sie kaum mehr kenne und Du lichter
    Geliebter schatten – rufer meiner qualen –

    Bist nun erloschen ganz in tiefern gluten
    Um nach dem taumel...

  • LITANEI

    Tief ist die trauer
         die mich umdüstert ·
    Ein tret ich wieder
         Herr! in dein haus ..
     
    5 Lang war die reise ·
         matt sind die glieder ·
    Leer sind die schreine ·
         voll nur die qual.
     
    Durstende zunge
    10      darbt nach dem weine.
    Hart war gestritten ·
         starr ist mein arm...

  • NACHT

    Gänge des tages sind weit.

    Reisst der verworrene wald
    Uns in vergessen so bald?
    Hinter dem nächtigen zaun
    5 Fasst uns des bannes geraun –

    Uns dem versinken geweiht.

    Bäume zu leuchtendem tor
    Ragen als leitern empor:
    Locken in pfadlosen wahn ·
    10 Treiben in schimmernde bahn.

    Wankt den umschlungnen der grund...

  • RHEIN

    Blüht am hange       nicht die rebe?
    Wars ein schein nicht       der verklärte?
    Warst es du nicht       mein gefährte
    Den ich suche       seit ich lebe?

    5 Jagt vom flusse       feuchter schwaden
    Duft des haines       licht der lande?
    Dichter brodem       wirst du laden ·
    Folg ich dir nur       spur im sande?

    ›Dich zu ehren...

  • STADTUFER

    Wer kann dies wirrsal sehn mit andren sinnen –
    Getrab der vielen räder füsse hufe –
    Als jener Kaiser der zehntausend spinnen
    Zusammen bringen liess in einer kufe ...

    5 Doch einer hob sich ab von diesem wimmeln
    Der blossen haupts nah am geländer ragte ·
    Der schauend nach den einzig wahren himmeln
    Mit bleicher hand die geister...

  • SUEDLICHER STRAND: BUCHT

    Lang zog ich auf und ab dieselben küsten ·
    Von stolzen städten eine perlenschnur ·
    Hier oder dort den hochzeit-tisch zu rüsten ...
    Ein fremdling geht hinaus zur flur.

    5 So oft ich weile auf denselben brücken ·
    Nicht weiser – nur vergrämter jedesmal ·
    Lass ich von alter hoffnung mich berücken
    Umgleit ich harrend...

  • WELLEN

    Ihr wellen bracht euch erst an blauen kieseln
    Im waldestal wo sich die wege zwieseln.

    Als bäche rolltet ihr durch sonniges land ·
    Verspriztet weinend am umgrünten strand.

    5 Dann hat euch unter blitz und eisigen schlossen
    Der fluss zur grossen flut hinausgestossen.

    Am myrtenfels habt ihr euch wild gebäumt ·
    Auf unfruchtbarem...

  • Es hob mich der gedanke in ihre kreise
    Zu ihr nach der hier vergeblich geht mein streben
    Dort sah ich sie im dritten himmel schweben ..
    Schön war sie wie nie doch in minder stolzer weise.

    Sie fasste mich bei der hand und sagte leise:
    "So michs nicht trügt werden hier vereint wir noch leben ..
    Ich bins...