• Nimm all mein Lieben, Lieb, ja es sei dein,
    Was mehr, als du gehabt, gewinnest du!
    Nicht wahre Liebe, Lieb kann ja das sein,
    Was mein, war dein, eh’ das du nahmst dazu;
    5 Wenn mir zu Lieb’ mein Lieben dir ist werth,
    Tadl’ ich dich nicht, denn du brauchst meine Liebe;
    Doch tadl’ ich dich, wenn unrecht du belehrt
    Das, was du hassest, wählst, aus...

  • Wenn Freiheit dich zu leichtem Fehl verführt,
    Wenn aus dem Herzen dir mein Bild entschwindet:
    Dir, da du jung und schön, Verzeih’n gebührt,
    Da leicht Versuchung, dich, verfolgend, findet.
    5 Sanft bist du, leicht gewonnen darum schon,
    Schön bist du, darum der Verführung Ziel;
    Wenn Weiber werben, welcher Weibes Sohn
    Wird streng versagen das, was...

  • Daß du sie hast, nicht kümmert das mich sehr,
    Obwohl von Herzen ich sie treu geliebt;
    Daß sie dich hat, das drückt mich wahrlich mehr,
    Ein Schmerz, der meine Liebe schwer betrübt.
    5 Die ihr mich kränkt, also entschuld’ ich euch:
    Du liebst sie, weil du weißt, daß sie mir werth,
    Und ihre Handlung ist der deinen gleich,
    Wenn also sie in Liebe dich...

  • Im tiefsten Schlafe seh’ am besten ich,
    Denn Tags begegn’ ich nur gemeinen Dingen;
    Im Traume schauen meine Augen dich,
    Die dunkelhell hell in das Dunkle bringen;
    5 Du, dessen Schatten Schatten leuchten macht,
    Wie würde nur dein Schatten uns entzücken
    Am hellen Tag mit deiner hell’ren Pracht,
    Da blinde Augen so dein Bild erblicken!
    Wie...

  • Mein träger Körper, wär’ er nur Gedanken,
    Nicht hielte mich des Raumes Herrschaft auf;
    Und trotz des Raums und der Entfernung Schranken
    Nähm’ ich zu dir im Fluge meinen Lauf.
    5 Nicht hemmt’ es mich, wenn, noch so weit verbannt,
    Ich weilte an der Erde fernstem Ort;
    Gedanken eilen über Meer und Land,
    So schnell man denkt, wär’ ich bei dir sofort....

  • Dereinst – nie mög’ uns kommen solche Zeit! –
    Wann zürnend du mit meinen Fehlern schmälest,
    Wann deiner Liebe Summe, mir geweiht,
    In letzter Rechnung kalt du überzählest;
    5 Wann fremd dein Blick an mir vorüberschweift,
    Du kaum mich grüßt mit deiner Augen Sterne,
    Wenn deine Lieb’ ihr Selbst nicht mehr begreift,
    Mit Gründen zeigt, warum sie mir...

  • Die Luft und reines Feu’r, die beiden andern,
    Sie sind bei dir, wo immer auch ich bin.
    Mein Denken, mein Begehren, beide wandern
    Anwesend – fern in schnellem Flug dahin.
    5 Wenn diese leichtern Elemente scheiden,
    In Liebesbotschaft zu dir hingeschickt,
    So sinkt mein vierfach Leben, mit den beiden
    Allein, zum Tod, von Trübsinn schwer gedrückt....

  • Mein Aug’ und Herz im schweren Kriege steh’n,
    Wie deines Anblicks Recht sie theilen können;
    Nicht gönnt das Aug’ dem Herzen, dich zu seh’n,
    Dem Auge will das Herz dies Recht nicht gönnen.
    5 Es sagt das Herz: in ihm ja liegest du
    (Ein Raum, in den des Auges Blick nie strahlt);
    Allein das Auge giebt’s dem Feind nicht zu,
    Und sagt, daß sich in ihm...

  • Mein Herz und Auge, sie sind jetzt vereint,
    Und jedes strebt, das andre zu beglücken.
    Wenn dich zu seh’n, mein Aug’ in Sehnsucht weint,
    Wenn Liebesbängen mir das Herz erdrücken:
    5 Dann malt dem Aug’ sich deiner Liebe Bild,
    Das Herz wird Gast bei dem gemalten Fest;
    Das Herz darauf des Auges Sehnsucht stillt,
    Und Theil an seinem Liebestraum ihm...

  • Wie hab’ ich, als mein Weg mich fortgeführt,
    Doch alles Spielwerk sorgfältig verschlossen,
    Damit, zu meinem Brauch es unberührt
    Bewahrt, nicht von der Falschheit würd’ genossen!
    5 Doch – gegen den Juwele Spielwerk sind –
    Mein höchster Trost, mein größter Kummer heute,
    Du Theuerster, der Sorge liebstes Kind!
    Bist jetzt wohl jedes schlechten...