•      Des Menschen Seele
    Gleicht dem Wasser:
    Vom Himmel kommt es,
    Zum Himmel steigt es,
    5 Und wieder nieder
    Zur Erde muß es,
    Ewig wechselnd.

         Strömt von der hohen,
    Steilen Felswand
    10 Der reine Strahl,
    Dann stäubt er lieblich
    In Wolkenwellen
    Zum glatten Fels,
    Und leicht empfangen
    15 Wallt er...

  • [48] Glück der Entfernung.

    Trink', o Jüngling! heil'ges Glücke
    Taglang aus der Liebsten Blicke;
    Abends gaukl' ihr Bild dich ein.
    Kein Verliebter hab' es besser;
    5 Doch das Glück bleibt immer größer...

  •      Wenn der uralte,
    Heilige Vater
    Mit gelassener Hand
    Aus rollenden Wolken
    5 Segnende Blitze
    Über die Erde sä’t,
    Küß’ ich den letzten
    Saum seines Kleides,
    Kindliche Schauer
    10 Treu in der Brust.

         Denn mit Göttern
    Soll sich nicht messen
    Irgend ein Mensch.
    Hebt er sich aufwärts,
    15 Und...

  • [81] Gränzen der Menschheit.

    Wenn der uralte
    Heilige Vater
    Mit gelassener Hand
    Aus rollenden Wolken
    5 Segnende Blitze
    Ueber die Erde sä’t,
    Küss’ ich den letzten
    Saum...

  •      Dem Geyer gleich,
    Der auf schweren Morgenwolken
    Mit sanftem Fittich ruhend
    Nach Beute schaut,
    5 Schwebe mein Lied.
     
         Denn ein Gott hat
    Jedem seine Bahn
    Vorgezeichnet,
    Die der Glückliche
    10 Rasch zum freudigen
    Ziele rennt:
    Wem aber Unglück
    Das Herz zusammenzog,
    Er sträubt vergebens...

  • Herbstgefühl.

    Fetter grüne, du Laub’,
    Am Rebengeländer
    Hier mein Fenster herauf!
    Gedrängter quellet,
    5 Zwillingsbeeren, und reifet
    Schneller und glänzend voller!
    Euch brütet der Mutter Sonne
    Scheideblick, euch umsäuselt
    Des holden Himmels
    10 Fruchtende Fülle;
    Euch kühlet des Mondes
    Freundlicher Zauberhauch,...

  • Dich ergriff mit Gewalt der alte Herrscher des Flusses,
         Hält dich und theilet mit dir ewig sein strömendes Reich.
    Ruhig schlummerst du nun beym stilleren Rauschen der Urne,
         Bis dich stürmende Fluth wieder zu Thaten erweckt.
    5 Sey dann hülfreich dem Volke, wie du es Sterblicher wolltest,
         Und vollend’ als ein Gott, was dir als Menschen mißlang....

  • Herzog Leopold von Braunschweig.

    Dich ergriff mit Gewalt der alte Herrscher des Flusses,
         Hält dich und theilet mit dir ewig sein strömendes Reich.
    Ruhig schlummerst du nun beim stilleren Rauschen der Urne,
         Bis dich stürmende Fluth wieder zu Thaten erweckt;
    5 Hülfreich werde dem Volke! so wie du ein Sterblicher wolltest,
         Und vollend’ als...

  • Hoffnung.

    Schaff, das Tagwerk meiner Hände,
    Hohes Glück, daß ich’s vollende!
    Laß, o laß mich nicht ermatten!
    Nein, es sind nicht leere Träume:
    5 Jetzt nur Stangen diese Bäume
    Geben einst noch Frucht und Schatten.

  • Kophtische Lieder.
    1.

         Lasset Gelehrte sich zanken und streiten,
    Streng und bedächtig die Lehrer auch seyn!
    Alle die Weisesten aller der Zeiten
    Lächeln und winken und stimmen mit ein:
    5 Thörigt, auf Beßrung der Thoren zu harren!
    Kinder der Klugheit, o! habet die Narren
    Eben zum Narren auch, wie sichs gebührt.

         Merlin der...