• Die schöne Nacht.

    Nun verlass’ ich diese Hütte,
    Meiner Liebsten Aufenthalt,
    Wandle mit verhülltem Schritte
    Durch den öden finstern Wald:
    5 Luna bricht durch Busch und Eichen,
    Zephyr meldet ihren Lauf,
    Und die Birken streun mit Neigen
    Ihr den süßten Weihrauch auf.

    Wie ergetz’ ich mich im Kühlen
    10 Dieser schönen Sommernacht...

  • [99] Ein gleiches.

    Ueber allen Gipfeln
    Ist Ruh’,
    In allen Wipfeln
    Spürest du
    5 Kaum einen Hauch;
    Die Vögelein schweigen im Walde.
    Warte nur, balde
    Ruhest du auch.

  • Einschränkung.

    Ich weiß nicht, was mir hier gefällt,
    In dieser engen kleinen Welt
    Mit holdem Zauberband mich hält?
    Vergess’ ich doch, vergess’ ich gern,
    5 Wie seltsam mich das Schicksal leitet;
    Und ach ich fühle, nah’ und fern
    Ist mir noch manches zubereitet.
    O wäre doch das rechte Maß getroffen!
    Was bleibt mir nun, als,...

  • [58] Elegie
    auf den Tod
    des Bruders meines Freundes.

    Im düstern Wald, auf der gespaltnen Eiche,
    Die einst der Donner hingestrekt,
    Sing' ich um deines Bruders Leiche,...

  • Erinnerung.

    Willst du immer weiter schweifen?
    Sieh, das Gute liegt so nah.
    Lerne nur das Glück ergreifen,
    Denn das Glück ist immer da.

  •      Ach! wer bringt die schönen Tage,
    Jene Tage der ersten Liebe,
    Ach! wer bringt nur Eine Stunde
    Jener holden Zeit zurück!

    5      Einsam nähr’ ich meine Wunde,
    Und mit stets erneuter Klage
    Traur’ ich um’s verlorne Glück.

         Ach! wer bringt die schönen Tage,
    Jene holde Zeit zurück!

  • Euphrosyne.

    Elegie.

    Auch von des höchsten Gebirgs beeisten zackigen Gipfeln
         Schwindet Purpur und Glanz scheidender Sonne hinweg,
    Lange deckt Nacht schon das Thal und die Pfade des Wandrers,
         Der am tosenden Strom, auf zu der Hütte sich sehnt,
    5 Zu dem Ziele des Tags, der stillen hirtlichen Wohnung,
         Und der göttliche Schlaf...

  •      Königen, sagt man, gab die Natur vor andern Gebornen
    Einen längeren Arm und eine stärkere Faust;
    Doch auch mir Geringen verlieh sie das fürstliche Vorrecht,
    Denn ich fasse von fern, halte dich, Lida, mir fest.

  •      Wie im Morgenglanze
    Du rings mich anglühst,
    Frühling, Geliebter!
    Mit tausendfacher Liebeswonne
    5 Sich an mein Herz drängt
    Deiner ewigen Wärme
    Heilig Gefühl,
    Unendliche Schöne!

         Daß ich dich fassen möcht’
    10 In diesen Arm!

         Ach an deinem Busen
    Lieg’ ich, schmachte,
    Und deine Blumen, dein Gras...

  •      Hoch auf dem alten Thurme steht,
    Des Helden edler Geist,
    Der, wie das Schiff vorübergeht,
    Es wohl zu fahren heißt.

    5      „Sieh, diese Senne war so stark,
    Dieß Herz so fest und wild,
    Die Knochen voll von Rittermark,
    Der Becher angefüllt;

         Mein halbes Leben stürmt’ ich fort,
    10 Verdehnt’ die Hälft’ in Ruh.
    Und du,...