An Rosilis

  
1.
Ach! Rosilis / wie würd ich mich betrüben /
Wenn / schönste! nicht mein herz bey dir geblieben;
Der leib ist hier / die sinnen sind bey dir /
Und du mein kind! mein kindgen bist bey mir.

2.
Ich sehe noch den demant deiner strahlen /
Und den Rubin und purpur / so dich mahlen;
Ich spüre noch die balsamirte lufft /
So offt mein mund nach frischem athem rufft.

3.
Ich höre noch die holden Amber-worte /
So ich bekam von deiner purpur-pforte /
Ich schmecke noch den süssen zucker-thau /
So ich genoß auf deiner lippen au.

4.
Ich spüre noch das schmerz-vermengte küssen /
Als ich / mein kind! mich von dir scheiden müssen;
Ich schiede zwar / bin aber noch bey dir /
Und du mein kind! Mein kindgen bist bey mir.
(Theil 3 S. 99-100)

Collection: 
1709

More from Poet

 
Ein mensch / der sterben soll / pflegt offters was zu bitten /
Und man gewehrets ihm / denn dieses ist der brauch /
Nun wird mein leib von dir auch itzund abgeschnitten /
Und bitt um einen kuß / gewehr es ihm doch auch.
Es schadet...

 
Du arzt der müdigkeit / du meister aller sorgen /
Des kummers ärgster feind / du kind der stillen nacht /
Dich / schlaff / dich mein ich hier / du bleibst biß an den morgen
In Chloris augen ruhn / daß sie nicht eh erwacht /
Als biß...

 
1.
Der himmel blitzt itzund auff meinen scheitel /
Und schmeist mit donner-keilen zu;
Ich leide recht / denn ich war gar zu eitel /
Ich suchte meiner seelen ruh /
In dem / das unruh mir erweckt /
Und seel‘ und...

 
1.
Deine brüste wollen zeigen /
Daß sie sind wie fels und stein /
Lästu aber mich nauffsteigen /
Brech ich billig arm und bein /
Wenn ich nur wo sie gespalten /
Mich darff nach dem fall‘ anhalten.

...

 
Climene, meine treue sinnen
Stehn ewig nur allein nach dir,
Laß meine seuffzer dich gewinnen,
Und rück dein auge nicht von mir,
Dein auge, das mich zwar verletzet,
Doch auch durch seinen winck ergötzet.

Ach...