Und wieder senkt auf Ithakas Gestade
Sich leise Hypnos dunkeläugig nieder;
Der Vogel schweigt, und nur noch die Cikade
Eintönig singt die letzten Abendlieder.
Bei meiner Fackeln trügerischem Scheine,
Derweil die Hände sich geschäftig regen,
Wenn's still geworden und ich rings alleine -
Des Herrlichen zu denken, welch ein Segen!
Odysseus! Wie bei diesem Klang erbebet
Und jauchzt das Herz, im Innersten getroffen,
Frohlockend jeder Puls sich rascher hebet,
Und neu beginnt ein jugendkräftig Hoffen!
Der Name ist's, der Iliums Helden schrecket,
Dem der Achäer sich mit Ehrfurcht neiget,
In dieser Brust er einen Frieden wecket,
Vor dem der Schmerz und selbst die Sehnsucht schweiget.
Denn nicht dem Weib gehört des Helden Streben,
Ihn nennt das große Hellas stolz den seinen:
Doch leb ich ihm mit jedem Atemheben,
Mit jeder Regung wechselndem Erscheinen.
Doch leb ich ihm seit meiner Jugend Tagen,
Da erst mein trunkner Blick an ihm gehangen;
Und all mein Denken, all mein Singen, Sagen,
Ist nur nach ihm ein mächtiges Verlangen!
Es will die stolze Seele nicht verzagen
Und mutig hebt der Hoffnung starke Schwingen:
Ich weiß, es wird einmal der Morgen tagen,
Der wird auch ihrer Opfer Ende bringen.
Er kehrt zurück! Es müßten Sterne lügen,
Und Wahres würd es nicht im Weltall geben,
Des Herzens Stimme - alles müßte trügen,
Und steuerlos der Geist im Dunkel schweben!
Er kehrt zurück! Mag ihm die Fremde schenken,
Was sich das ehrbegier'ge Herz ersehnet,
In diese Brust wird sich kein Friede senken,
Bis sich vor seinem Aug dies Eiland dehnet.
Er kehrt zurück! Hielt ihn in Zauberketten
Die Liebesgöttin sieghaft selbst gefangen:
Es wird ihn seines Weibes Liebe retten,
Und heim nach Ithaka wird er verlangen!
O selig Weib! Hast Jahre hingegeben
Und schlummerlose Nächte still getragen,
Um dieser Stunde Wonne zu erleben,
Um rein zu ihm das Auge aufzuschlagen!
Wird er um Dich die starken Arme schlingen,
An Deiner Brust vergessend Kampf und Sorgen,
Wie magst Du segnen all Dein tapfres Ringen,
Denn süßer ruht kein irdisch Weib geborgen.