Thränen in schwerer Kranckheit.

MIr ist ich weiß nicht wie / ich seufftze für vnd für.
     Ich weyne Tag vnd Nacht / ich sitz in tausend Schmertzen;
Vnd tausend fürcht ich noch / die Krafft in meinem Hertzen
     Verschwindt / der Geist verschmacht / die Hände sincken mir.
     Die Wangen werden bleich / der schönen Augen Zier
Vergeht / gleich als der Schein der schon verbrannten Kertzen
Die Seele wird bestürmmt gleich wie die See im Mertzen.
     Was ist diß Leben doch / was sind wir / ich vnd ihr?
Was bilden wir vns eyn! was wündschen wir zu haben?
Itzt sind wir hoch vnd groß / vnd morgen schon vergraben:
     Itzt Blumen / morgen Kot / wir sind ein Wind / ein Schaum.
Ein Nebel / eine Bach / ein Reiff / ein Tau’ ein Schaten.
Itzt was vnd morgen nichts / vnd was sind vnser Thaten?
     Als ein / mit herber Angst durchauß vermischter Traum.

Collection: 
1658

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