Der Satan wurde Staatsanwalt,
Sein Herz, das war wie Eis so kalt.
Gott gab im Zorne dem Geschmeiß
Zum Busen einen Kübel Eis,
Und wo sonst Menschen Mitleid fühlen,
Da konnte man Champagner kühlen.
Zu Magdeburg in Vorhaft saß
Ein Sozialist, der jüngst vergaß,
Daß hoch im deutschen Vaterland
Ein Götze thront, S. M. genannt,
Des heiligen Namen zu betasten
Genügt, verbrechrisch zu belasten.
Zum Schutze solcher Majestät
Sind diesem Götzen früh und spät
Vom Mummelsee bis Helgoland
Viel Götzenwächter vorgespannt,
Die jedem Lästerer des Götzen
Das Messer des Gesetzes wetzen.
Zu Dessau lag mit reifem Leib
Im Wochenbett ein junges Weib.
Sie sah die schwere Stunde kommen
Und schrieb und bat so angstbeklommen
Den Büttelvogt: „O laßt’s geschehn!
Darf ich ihn nicht noch einmal sehn?!“
Sie fleht’ und schrieb zum andern Mal
In Finsternis und Seelenqual.
Vor ihren Augen fuhr der Tod
Schon auf sie zu in schwarzem Boot,
Und schaukelnd schwamm auf fahlem Teiche
Das Wieglein mit der kleinen Leiche.
Da, wie sie gell um Hilfe rief,
Bracht’ ihr die Wärterin den Brief –
Vom Mann, zum Trost in Pein und Gram?
O nein! Die Weihnachtsbotschaft kam
Vom Staatsanwalt. So schloß sein Schreiben:
„Bedaure sehr, Ihr Mann muß bleiben!
Wir lassen keinesfalls ihn los,
Dafür ist seine Schuld zu groß.
Man wird ihn schwer bestrafen müssen …“
Das arme Weib sank in die Kissen
– Ein jäher Schrei durch Mark und Bein! –
Und starb. Hier steht ihr Leichenstein:
„Im Reich der Gottesfurcht allhie
Zur Zeit der Schmach ward schwanger sie.
Ihr Mann fiel in des Satans Krallen,
Da hat es Gott dem Herrn gefallen,
Und nahm sie zu sich in der Nacht
Der majestätischen Niedertracht.“