Hinter dem großen Spiegelfenster

Hinter dem großen Spiegelfenster des Cafes
Sitz ich und sehe heiß auf das Straßenpflaster,
Suche im Treiben der Farben und Körper Heilung meines sentimentalen Weh’s,
Sehe viele Frauen, Fremde, bunte Offiziere, Gauner, Japaner, sogar einen Negermaster.
Alle blicken sie zu mir und haben Sehnsucht nach der Musik im Innern,
Wollen träumerisch- und sanfter Töne sich erinnern.
Aber ich, an meinen Stuhl gebannt und gebrannt,
Starre, staune nach draußen unverwandt,
Daß jemand komme, freiwillig, nicht gedrängt,
Ein blondes Mädchen     eine braune Dirne
In rosa, gelber, violetter Taille
     Oder meinetwegen eine dicke Rentierkanaille
Mit schmalzigem, verfettetem Hirne –
Nur daß er mir für fünf Minuten seine Gegenwart schenkt!
Ich bin so einsam! Einsamer noch macht mich die süße Operette
O läg ich irgendwo in dunkler Nacht,
Ein Kind, in einem Kinderbette,
Von einer Mutter zart zur Ruh gebracht

Collection: 
1913

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    Ich hasse ihre Schritte.
    Ich wünschte, daß ich ganz
    In mich entglitte.

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    Ein Brunnen, der in sich fällt,
    Eine Brücke, zweiufergemeinsam.

  • Zu Amsterdam bin ich geboren,
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    war aber weit gefehlt.

    In einer dunklen Gasse,
    sah ich zum erstenmal das Sonnenlicht.
    Ich wollte es mit meinen Händen fassen,
    und konnt...

  •           

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    aber nicht aus sich
    ihn peitscht
    – der Wind.

    Die liebliche Libelle!
    Sie liebt und wird geliebt
    im Fluge.

    Immergrün
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    Der Ahorn steht schon
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    Wenn ich nach Sibirien trotte,
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