Von Madame Desbordes-Valmore.
Hätt’ er’s gewußt, wie tief er mich verwundert,
Ihr heißen Thränen, hätt’ er euch geseh’n,
O hätte nur dies Herz, von ihm erfüllet,
Die Macht behalten, ihm es zugesteh’n;
Unmöglich hätt’ er so sich ändern können;
Getäuschte Hoffnung brächt’ ihm keine Luft;
So reiche Liebe müßt’ ihn doch besiegen,
Hätt’ er’s gewußt.
Hätt’ er’s gewußt, was man erwarten dürfe,
Von einer Seele, rein, warm, nie versteckt;
Die meine fordert’ er, es zu erfahren,
Und Liebe kennt’ er, wie er sie geweckt.
Wohl künden ihm es die gesenkten Blicke,
Hat er es nicht durch meine Schaam gewußt?
Werth war ein solch Geheimniß seiner Seele,
Hätt’ er’s gewußt.
O hätt’ ich selbst gewußt, wie seine Augen
Beherrschen, wenn sie einmal faßt der Blick;
Statt ihn zu suchen, wie die Luft des Himmels,
In and’re Länder trüg’ ich mein Geschick.
Es ist zu spät, mein Daseyn zu erneuen,
Das Leben kostet mich die süßte Lust.
Doch er, der mir es raubt, wird seufzend klagen:
Hätt’ ich’s gewußt!