V. Als er nacher Norden reisen müste

1.
Ach liebste Sehle weine nicht
ob ich von disen Weiden
und auch von deinem Angesicht
muß abermahl schon scheiden
den Gott mein Hort
der treibt mich fort
der wird mich auch/ mein Leben!
dihr/ dihr bald wieder-geben.

2.
Die Norder-Klippen rufen mich
daß ich sol bald erscheinen
die Uhrsach weistu wol mein Ich
drüm lasse doch das weinen
Ich werde bald
mein Aufenthalt/
von aller Angst entnommen
zurükke wieder-kommen.

3.
Mit guhtem Glükke werd ich dich
mein liebstes Kind üm armen/
dein kaltes Hertze sol dan sich
an meiner Brust erwarmen
wir wollen auch
nach Hirten Brauch
auf disen grünen weiden
verjagen Angst und Leiden.

4.
Es sol die Rose so von dihr
Ich liebstes Kind empfangen
nicht trostloß bleiben für und für/
mein' Hoffnung und Verlangen!
Sie sol gewiß
dihr einen Riß
von ihrer Schönheit geben/
das gläube mihr mein Leben.

5.
Drüm Adelmuht mein All und Ich/
mein Lieb und Lebens Sonne!
verbleibe treü und liebe mich
du meine Lieb und Wonne!
Mein treüer Sinn
o Schäferinn
sol nimmer treüloß werden
so lang' ich leb' auf Erden.

6.
Drauf bitt' ich nochmals weil ich muß
von dihr/ halt ein die Trähnen
gieb mihr noch einen Letze-Kuß
vergiß dein kläglichs Sehnen
mein Täubelein
mein Sonnenschein
Mein trautes Hertz laß sehen
wie standhafft du wilt stehen.

7.
Ade! mein Lieb nun fahr ich fort/
Ade! du Glantz der Jugend!
Ade mein Licht und Hoffnung Port!
du Ziraht aller Tugend.
Ach lebe wol
sey Freüden voll
biß daß an deinen Wangen
ich wiederüm mag hangen.

Collection: 
1659

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  • 1.
    Adelmuht mein Licht und schein
    und Erquikkung meiner Pein/
    was Ich dihr versprochen
    wil ich halten steiff und fäst
    biß den letzten Lebens Rest
    hat der Tod gebrochen.

    2.
    Dein...

  • Ach möcht' ich doch itzund hie meine Schöne haben
    so wolt' ich meine Sehl mit einem Kraft Kuß laben.

    Sie heisset Adelmuht und ist mein Täubelein/
    Ich wil Sie immerfort hie in der Fremde preisen/
    das sollet Ihr ihr Bäum für allen Leüten...

  • Er ist getreü

    Was meinstu Adelmuht daß Ich nicht treü im Liben
    ey lasse disen Wahn! zwar ehr' ich Eufrosill/
    nicht aber daß ich Sie zu eigen haben wil.
    Du bist mein ander Ich/ wie solt' ich dich betrüben?

  • Des Lebens zartes Seil kan ja sobald vergehen
    als eine Purpur-Bluhm die itzund steht und blüht
    und für den strengen Nord muß wie ein Licht verwehen;
    so sag' ich fält der Mensch eh daß er sichs versiht.

    Ich eine frische Bluhm/ muß wider...

  • 1.
    Traure mit mihr liebste Herde
    weil ich von dir scheiden werde!
    weil die Adelmuht nicht mehr
    mihr wil geben frey gehör.

    2.
    Auf ihr Bäüm in dikken Wäldern/
    Büsch und Sträuch...