VI. Er flehet Sie üm Hülfe an

1.
Liebstes Seelchen wiltu nicht
meine heisse Klagen hören/
sol ich schwinden wie ein Licht
und in Asche mich verkehren
Adelmuht mein Rosen-Kind!
sei ach sey mihr doch zu willen/
du/ du kanst mein Leiden stillen/
drüm so sei wie ich gesinnt.

2.
Deinen Deamanten Sinn
laß mein trübes Bluht erweichen!
außerkohrne Mensch-Göttinn!
bleibstu so/ muß ich verbleichen/
ja ich muß wie Rauch vergehn.
Adelmuht mein Licht und Wonne
meiner keüschen Liebe Sonne!
ach laß deine Gunst mihr sehn.

3.
Tausendfache Traurigkeit
zörget meine frischen Glider;
Adelmuht du Licht der Zeit/
nim zu Hertzen meine Lieder
die mein Hertze streüet aus
laß dihr meiner Liebe lallen
liebes Selchen wol-gefallen/
du der Tugend Wunder-Hauß.

4.
Was hat dich mein Kind gezeügt
daß du so in Feindschafft schwebest?
wo mich nicht mein Sinn vertreügt
halt' ich daß du ähnlich lebest
Tigern; ja dein stoltzer Sinn
der so hart wie Stahl und Eisen
wil sich nicht geneigt erweisen/
meines Hertzens Halb-Göttin!

5.
Denk wie offt ich mit Begihr
deiner Liebe Gunst gesuchet:
du hingegen hast dafür
meine keüsche Taht verfluchet/
Adelmuht was dunkket dich
bistu Tigern nicht zu gleichen?
ja auch Tiger müssen weichen
deinem Sinn/ o du mein Ich.

6.
Sol ich/ Seelchen! nun wol nicht
über deiner Härte klagen?
ja/ ach ja! mein Hertz zerbricht
meine Sehle wil verzagen/
ja ich sterbe schier mein Kind!
aber ach! sei mihr zu willen
du nur kanst mein Leiden stillen
drüm so sei wie Ich gesinnt.

Collection: 
1659

More from Poet

  • 1.
    Adelmuht mein Licht und schein
    und Erquikkung meiner Pein/
    was Ich dihr versprochen
    wil ich halten steiff und fäst
    biß den letzten Lebens Rest
    hat der Tod gebrochen.

    2.
    Dein...

  • Ach möcht' ich doch itzund hie meine Schöne haben
    so wolt' ich meine Sehl mit einem Kraft Kuß laben.

    Sie heisset Adelmuht und ist mein Täubelein/
    Ich wil Sie immerfort hie in der Fremde preisen/
    das sollet Ihr ihr Bäum für allen Leüten...

  • Er ist getreü

    Was meinstu Adelmuht daß Ich nicht treü im Liben
    ey lasse disen Wahn! zwar ehr' ich Eufrosill/
    nicht aber daß ich Sie zu eigen haben wil.
    Du bist mein ander Ich/ wie solt' ich dich betrüben?

  • Des Lebens zartes Seil kan ja sobald vergehen
    als eine Purpur-Bluhm die itzund steht und blüht
    und für den strengen Nord muß wie ein Licht verwehen;
    so sag' ich fält der Mensch eh daß er sichs versiht.

    Ich eine frische Bluhm/ muß wider...

  • 1.
    Traure mit mihr liebste Herde
    weil ich von dir scheiden werde!
    weil die Adelmuht nicht mehr
    mihr wil geben frey gehör.

    2.
    Auf ihr Bäüm in dikken Wäldern/
    Büsch und Sträuch...