Ich bin allein in nächt'ger Stunde,
Wo ist, den meine Seele liebt?
Daß er die Glut von diesem Munde
Mit Küssen scheuche, die er gibt.
Ich will ihn suchen auf den Gassen,
Bis matt mein Fuß zusammenbricht,
Ich bin allein, ich bin verlassen -
Wo ist er, meiner Seele Licht?
Ich will, bis es beginnt zu tagen,
Die Wächter, die am Thore steh'n,
Mit freundlich süßem Worte fragen:
Habt ihr mein Kleinod nicht geseh'n?
Gewiß, ihr lagt in trägem Schlummer,
Da schritt er stolz und unbedacht,
Mein einzig Glück, mein ganzer Kummer,
Zum Thore durch die dunkle Nacht.
Bringt ihn zurück, ihr müßt ihn finden,
Wo er auch ruhe, nehmt ihn wahr;
Ich küss' ihm, will er sich entwinden,
Die Wangen und das seidne Haar.
Sagt, ich will Myrrhen ihm bereiten
Und Wein ihm mischen liebetoll,
Daß er in meinen Gärten weiden,
Von meinen Rosen brechen soll.
Geht, endet meiner Sehnsucht Jammer,
Laut ruft es in die Welt hinaus,
Es stehe bräutlich meine Kammer
Und prange dufterfüllt mein Haus. -
Er naht! ich kenne seine Stimme,
Wie Glocken silbernes Getön',
Und wie ich neu in Glut erglimme
Erzittr' ich - ach, er ist so schön.
Der Locken Pracht die kranzumlaubte
Schmiegt kühl an meinen Busen sich,
Die Linke unter meinem Haupte,
Und seine Rechte herzet mich.
Ihr saht mein Leid, saht meine Wonne,
Senkt, Sterne, nieder euren Lauf!
Ein Freudentag voll Glanz und Sonne
Geht blendend meiner Seele auf.