I.
Le Sonett d'Arvers
Ein tief Geheimnis liegt auf meines Lebens Grunde:
Ich liebe! Jäh, doch unauslöschlich war der Brand.
O hätt' ich dieser hoffnungslosen Liebe Wunde
Auch jetzt verschwiegen, wie ich ihr sie nie gestand.
Ihr, die nie einen Wunsch vernahm von meinem Munde,
Von deren Munde nie ein Wunsch Gewährung fand!
Ihr, die mich immer sah und die mich nie verstand
Und der ich treu noch bin in meiner Todesstunde!
O sie ist lieb und süß! Und dennoch ruhig schreitet
Sie weiter ihren Weg, treu ihrer strengen Pflicht
Und taub der Liebe, die sich ihr zu Füßen breitet.
Und ruhig wird sie, wenn ihr Auge dies Gedicht,
Dies ganz von ihr, von ihr durchglühte, übergleitet,
Noch fragen: Wer ist "sie"? - Und sie errät es nicht ...
II.
Henri Becque
Nichts ruft sie wieder mir herbei.
Kein Bild hab' ich von ihr, kein Haar
Und keine Zeile! Ganz und gar
Mitsammen fertig sind wir zwei!
Sie war voll Gift und Raserei,
Wie ich voll Gall' und Grobheit war.
Ein wundersames Liebespaar:
Er ohne Glück! Sie ohne Treu!
Nun endlich einmal riß das Band!
Nach soviel Flitterglück und Tand
Und Küssen und Geflenn und Hassen!
Zwei Kämpfer, die sich so zerfetzt,
Daß selbst der Haß sie nicht mehr hetzt
Und sie die Waffen sinken lassen .....