Der Tod und der Frühling

Es kann nichts Schlimmres geben
Von allen Schicksalsgaben
Als, wenn sich kraftgeschwellt
Ringsum erneut das Leben,
Im Frühling zu begraben
Sein Liebstes auf der Welt.

Auf grünem Rasenkissen
Das übersät die bunte
Jungfrische Frühlingspracht,
Klafft gähnend aufgerissen
Wie eine schwere Wunde
Der schwarze Grabesschacht.

Da senken sie hinunter
Die Truhe, die Dein Lieben,
Dein ganzes Lieben barg;
Dir ist als ob sie drunter
Für immer auch begruben
Den Frühling mit dem Sarg.

Mit jeder Schaufel Erden
Wird ja hinabgenommen
Ein ganzes Blumenheer -
- Ach nächsten Frühling werden
Die Blumen wiederkommen . . .
Nie, nie Dein Liebes mehr!

Collection: 
1905

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