Von mir erbittest du entbehrte Ruhe.

Von mir erbittest du entbehrte Ruhe.
Ich beuge mich und löse dir die Schuhe,
die von der Mühsal langer Fahrten reden
und frage nichts. Mir sagen stumme Zeichen
von Kämpfen, die die Stirn des Mannes bleichen.
Dein Antlitz sehe ich und weiß um jeden.

Ich kann die Stempel der durchlittnen Tage,
die tiefen Furchen niemals lauter Klage
nicht mit dem Finger von den Zügen wischen,
doch sorgen, daß sich müde Glieder strecken
und deinen Schlaf bewachen und dich wecken,
wenn Tränen sich in deine Träume mischen.

Collection: 
1921

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