In den duftenden Frühling will ich hinaus

In den duftenden Frühling will ich hinaus,
Hinweg aus dem kalten, beengenden Haus
In die freie verlockende Weite.
Was soll mir der Bücher verdrießlicher Kram,
Die ich immer und immer vergeblicher nahm,
Ich werfe sie freudig zur Seite.

Denn find' ich nicht draußen der Blätter genug?
Da schimmert geheimnißvoll jeglicher Zug
Von des Ewigen eigenen Händen -
Das wieget die übrigen Lettern wohl auf,
So will ich denn auch in geflügeltem Lauf
Von dem einen zum andern mich wenden.

Da bin ich nun draußen und blicke umher,
Wie wird das Studieren schon wieder mir schwer
Hier unter den blühenden Bäumen!
Sie senden schon Blüte auf Blüte mir zu,
So will ich hier rasten in seliger Ruh',
Und will nur genießen und träumen.

Collection: 
1877

More from Poet

  • Nimmer bist du trüb' und einsam,
    Wenn die Liebe nicht gebricht,
    Denn das Schönste hat gemeinsam
    Stets die Liebe mit dem Licht.

    Allerquickend, ungehindert
    Dringt durch Herz und Welt ihr Glanz,
    Und doch bleibt sie...

  • Wenn heimlich sich mit einem Mal
    Die Liebe regt im Herzen dein
    Mit bitt'rer Lust und süßer Qual -
    Und glänzte Dir kein Hoffnungsschein,
    Gesegnet bist du allemal,
    Nur durch das eig'ne Herz allein.

    Denn Lieb' ist...

  • Der eifrige starre Winter ist vergangen,
    Es regt sich leicht der laue Frühlingswind,
    Sein milder Hauch umfächelt meine Wangen,
    Ich will den Langentbehrten froh empfangen
    Und frage nicht: Woher, du Himmelskind?

    Gewürz'ge süße...

  • Ich hab' meine Lust an dem frischen Grün,
    An dem Flüstern und Rauschen der Blätter,
    An der duftigen Blumen Sprossen und Blüh'n,
    An der Lerche hellem Geschmetter.

    Ich hab' meine Lust an der Sonne Glanz,
    An der Sterne lichtem...

  • Du fragst, warum dem Bunde
    So Glück als Frieden fehlt?
    Das ist, weil ihn kein Glaube
    Und kein Vertrau'n beseelt.

    Wann wirst auch du erkennen,
    Was ich schon längst bedacht,
    Es ist auch hier der Glaube
    ...