Frühling

In blauen Lüften gaukelnd schwebt
Der gelbe Falter auf und nieder,
Im Süd' die treue Schwalbe hebt
Zum Heimwärtsfluge das Gefieder.

Das Frührot küßt mit lichtem Strahl
Die Höhn, da plaudert's frisch und munter,
Die klaren Wasser allzumal,
Sie stürzen schäumend sich bergunter.

Die Knospen, glänzend braun und grün,
Im warmen Sonnenschein erbeben,
Sie träumen heimlich schon vom Blühn,
Der Frühling lockt zu Licht und Leben.

Er naht sich hold wie immerdar,
Die zarten, weißen Blütenflocken,
Er streut sie auf das Silberhaar,
Wie auf der Jugend dunkle Locken.

Im jungen Herzen ruft er wach
Die Hoffnung auf des Lebens Kränze,
Dem Alter dämmert allgemach
Erinn'rung an entschwund'ne Lenze.

Ein wonnig süßer Schauer bebt
Im Frühlingshauch durch alle Räume;
Denn Hoffen und Erinnern webt
Uns allezeit die schönsten Träume.

Collection: 
1877

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