Frühling

Aus der dunklen Erde drängen
Crokus sich und Anemon',
Der Kastanien Blätter sprengen
Ihre braune Hülle schon.

Volle Knospen zeigt der Flieder,
Und vom blauen Himmelszelt
Strahlt die Sonne goldig nieder,
Frühlingsodem füllt die Welt.

Schwellt die Knospen und die Herzen
Mit erneuter Lebenskraft -
Dank der milden Luft des Märzen,
Die so reiche Wunder schafft.

Und die Vögel zwitschern leise
Vom vergangen Winterharm,
Hoch in Lüften zieht die Kreise
Flügelschnell ein Taubenschwarm.

Und mit ihnen ziehn Gedanken,
Herz und Seele leicht empor,
Auf zum Äther ohne Schranken,
Bis zum goldnen Himmelsthor.

Bis uns Liebe, Lust und Hoffen,
Wie ein rosger Glanz umwebt,
Denn der Himmel ist noch offen,
Weil der Lenz herniederschwebt.

Collection: 
1877

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Nimmer bist du trüb' und einsam,
Wenn die Liebe nicht gebricht,
Denn das Schönste hat gemeinsam
Stets die Liebe mit dem Licht.

Allerquickend, ungehindert
Dringt durch Herz und Welt ihr Glanz,
Und doch bleibt sie...

Wenn heimlich sich mit einem Mal
Die Liebe regt im Herzen dein
Mit bitt'rer Lust und süßer Qual -
Und glänzte Dir kein Hoffnungsschein,
Gesegnet bist du allemal,
Nur durch das eig'ne Herz allein.

Denn Lieb' ist...

Der eifrige starre Winter ist vergangen,
Es regt sich leicht der laue Frühlingswind,
Sein milder Hauch umfächelt meine Wangen,
Ich will den Langentbehrten froh empfangen
Und frage nicht: Woher, du Himmelskind?

Gewürz'ge süße...

Ich hab' meine Lust an dem frischen Grün,
An dem Flüstern und Rauschen der Blätter,
An der duftigen Blumen Sprossen und Blüh'n,
An der Lerche hellem Geschmetter.

Ich hab' meine Lust an der Sonne Glanz,
An der Sterne lichtem...

Du fragst, warum dem Bunde
So Glück als Frieden fehlt?
Das ist, weil ihn kein Glaube
Und kein Vertrau'n beseelt.

Wann wirst auch du erkennen,
Was ich schon längst bedacht,
Es ist auch hier der Glaube
...