Frühling

Aus der dunklen Erde drängen
Crokus sich und Anemon',
Der Kastanien Blätter sprengen
Ihre braune Hülle schon.

Volle Knospen zeigt der Flieder,
Und vom blauen Himmelszelt
Strahlt die Sonne goldig nieder,
Frühlingsodem füllt die Welt.

Schwellt die Knospen und die Herzen
Mit erneuter Lebenskraft -
Dank der milden Luft des Märzen,
Die so reiche Wunder schafft.

Und die Vögel zwitschern leise
Vom vergangen Winterharm,
Hoch in Lüften zieht die Kreise
Flügelschnell ein Taubenschwarm.

Und mit ihnen ziehn Gedanken,
Herz und Seele leicht empor,
Auf zum Äther ohne Schranken,
Bis zum goldnen Himmelsthor.

Bis uns Liebe, Lust und Hoffen,
Wie ein rosger Glanz umwebt,
Denn der Himmel ist noch offen,
Weil der Lenz herniederschwebt.

Collection: 
1877

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