Novembertag

O daß des Lebens schönster Wein
Auch herbe kann und sauer seyn!
Stumm und bestürzt und abgewandt
Nahm ich die Thür in meine Hand.

Die Luft war rauh, der Wind ging schon,
Weiß lag der Reif, des Herbstes Sohn.
Im Garten, in dem weißen Schein
Fand ich ein rothes Röselein.

Und wie ich stand und staunte, da
Klang mir ein Silberstimmchen nah:
Komm doch zurück, du Närrchen, komm,
Ich bin ja wieder gut und fromm.

Da brach ich ab das Röslein roth,
Und bracht' es der, die mir gebot,
Und sprach: Natur die rastet nicht,
Treibt ewig Knospen an das Licht.

Und Liebe thut's darin ihr nach,
Sie hat so manchen rauhen Tag,
Es wehet, stürmet, reift und friert,
Doch nie der Lieb' ihr Herz erfriert.

Collection: 
1835

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