Mel.: Jesu Gnadensonne
Eine Sprache kenn' ich, die in aller Welt
Viele tausend Seelen eng zusammen hält.
Ob in hoher Rede diese Sprach' erklingt,
Ob im schwächsten Laute sie zum Herzen dringt;
Ob sich, die sie reden, nur im Blick verstehn, -
Fühlen gleich doch alle eines Geistes Wehn;
Halten, auch geschieden, fest die Brudenhand,
Bleiben aller Orten stamm und sinnverwandt.
Fragst du, welche Sprache also mächtig ist,
Daß sie eng, wie keine, Herz und Herz umschließt?
Seele, such' und frage nicht in weiter Fern',
Nur die Liebe suche zu dem einen HErrn.
Diese Liebe bindet, wie kein and'res Band;
Diese Lieb' erkennet, was kein Mensch erkannt.
O nur nicht nach Farben frage - und Gestalt,
Beug' dich vor der einen Liebe Allgewalt.
Bald in neuen Zungen lernst du reden auch,
Lernst im Bruderherzen spüren GOttes Hauch.
O, wann kommt die Stunde, wo nur eines gilt,
Einzig des geliebten einen Meisters Bild!
Wo die Sprachen alle müssen untergehn,
Weil in einer Sprache alle sich verstehn,
Und in einem großen, heil'gen Lieb'sverband
Ziehen nach dem einen lichten Vaterland!