Patrouille I

Oh, wie vergeß ich dies je, den fernen Ruf der Patrouille,
und dein betrachtendes Antlitz, schweigsam und redend zugleich,
Ach wie zärtlich geschmiegt in die spiegelnde Fläche des Wassers
wiegt sich geflügelte Pracht flüchtig und schimmernd dahin.
Und wir lagen im Gras und lauschten dem Horne des Wächters,
ist die Erinnerung süß, war es verdoppelt der Tag.
War es geträumt? Ich lag und sah mit verschleierten Augen,
wie sich die atmende Brust liebreich dir senkte und hob.
Tiefer im Herzen fühlten wir Glut und verlangende Sehnsucht,
doch du Geheimnis des Sommers lachtest geschwisterlich mir.
Ach, wie vergeß ich dies je, den kindischen Mund der Geliebten,
und das verwirrte Gespräch, wie es den Liebenden gleicht.
Was die Eltern verbieten, geboten scheint es den Kindern,
und die Tochter entspringt flüchtig der häuslichen Form.
Wo sich das Alter vermißt, ein schlagendes Herz zu verweisen,
treibt nur schneller der Gott Jugend zum ewigen Spiel.
Auf der sonnigen Wiese stand ich und wartete heimlich,
leuchtend und ängstlich zugleich kamst du entgegen dem Freund.
Und die verschlungenen Finger
gleich Kindern schwingend im Gehen
kamen wir plaudernd daher hell durch die duftende Pracht.
Sieh, nun deckt mir der Schnee gnädig die nebligen Fenster
und der verdunkelte Raum weckt mir erneuert das Bild.
Und schon tritt sie mir ein, Marianne mit zierlichen Füßen.
Liebste, der Träumende fühlt schauernd den blühenden Hauch.
Weisheit, fliehst du mir so? Was fällt das Buch mir zur Erde?
Und schon bieten sich mir zärtliche Lippen zum Kuß.

Collection: 
1961

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