Die himmlische und irdische Venus

 
Mich ließ Apoll auf Parnaßes Höhen
Die himmlische und ird'sche Venus sehen;
Die ein' umgab von Tugenden ein Thor:
Ich sah bey ihr die Weisheit selber stehen;
Ihr Finger wieß entfernt des Glückes Thor.
Die zwot', umhüpft von Scherzen und von Freuden,
Warf Rosen aus, sang Amorn lächelnd vor.
Wähl', sprach Apoll, die würdigste von beyden! -
Gelehrter Gott, versetzt' ich demuthsvoll:
Gebiete nicht, daß ich sie trennen soll:
Gewähre mir, dann so nur geh' ich sicher!
Die für mich selbst, die dort für meine Bücher.

Collection: 
1745

More from Poet

  •  
    Vor Zeiten reißte der Verstand
    Nach Amathunt, wo er die Königin Cythere,
    Den blinden Cypripor, und viele Nymphen fand;
    Bey denen er, so gern als ich, geblieben wäre.
    Er bot sich allen an, that artig und galant.
    Wer...

  •  
    Mich ließ Apoll auf Parnaßes Höhen
    Die himmlische und ird'sche Venus sehen;
    Die ein' umgab von Tugenden ein Thor:
    Ich sah bey ihr die Weisheit selber stehen;
    Ihr Finger wieß entfernt des Glückes Thor.
    Die zwot',...

  •  
    Ich merke, daß die Flur, die Stadt, die ganze Welt,
    Mir itzo wiederum, auch ohne dich, gefällt;
    Ich höre dich nicht mehr, wie sonst, erröthend nennen,
    Und kann mich überall, gelaßen, von dir trennen.
    Ich glühe Tags nicht mehr...

  •   
    Hymen stand im Hinterhalte:
    Als ein Heer von Amuretten
    Seines Reiches Grenzen nahte!
    Wer da! rief er halberschrocken,
    Wer da! - oder soll ich schiesen?
    Holder Bruder, sprach ihr Führer,
    Fürchte nichts...

  • Die Götter thaten, uns zu necken,
    Schmerz, Sorgen, Krankheit, Mangel, Schwermuth
    Und alle Gattungen von Übel
    Vorzeiten in Pandorens Büchse;
    Allein Cythere, unsre Freundin,
    That ihren Sohn dazu: derselbe
    Versüst uns...