Du hast genannt mich einen Vogelsteller

  1840

Du hast genannt mich einen Vogelsteller: -
Als ob du selber keine Garne zogst!
O Gott, in deine Garne flog ich schneller
Und blinder ja, als du in meine flogst!

Sprich, hab' ich dich - sprich, hast du mich gefangen?
Du weißt es selbst nicht, du mein herz'ges Kind!
Wer kann denn sagen, wie es zugegangen,
Daß wir uns haben, daß wir eins nun sind?

Doch wie du willst! Laß mich dein Auge küssen;
Du bist nun mein und bleibst mir ewig nah!
Hat rauh mein Garn die Flügel dir zerrissen?
O, sei nicht bös - es fiel aus Liebe ja!

Und Liebe trägt dich, Liebe wird dich tragen,
Und wird dich schirmen jetzt und für und für!
Drum laß dein Flattern, laß dein Flügelschlagen;
Sei du mein Vöglein, und vertraue mir!

Sei mir die Taube, die mit freud'gem Fliegen
Auf meinen Ruf um meine Stirne schwirrt;
Auf meiner Achsel will sie gern sich wiegen: -
Das ist der Ort, wo sie am liebsten girrt.

Sei mir die Lerche, die auf Glanzgefieder
Für ihren Pflüger sich zur Sonne schwingt;
Die von des Himmels goldner Schwelle nieder
In meine Seele sel'ge Lieder singt!

Und tief im Tale, wo die Linden rauschen,
Da sei vor allem meine Nachtigall!
Da laß mich zitternd deiner Stimme lauschen
Und deines Schlages wunderbarem Schall!

Das ist ein himmlisch, ist ein selig Schmettern;
Das ist die Lieb' in ihrer Qual und Lust!
O, ström' es aus, umrauscht von grünen Blättern,
Das Sehnen deiner Nachtigallenbrust!

Ha, schon erklingt's! - Herschwirrst du aus dem Laube,
Umflatterst furchtlos meine Hüttentür!
Hörst nur auf mich, bist meine fromme Taube,
Bist Nachtigall und treue Lerche mir!

Entfliehst mir nimmer! - süßer stets und heller
Weht mir dein Flügel, tönt mir dein Gesang!
Die Garne ruhn: - glücksel'ger Vogelsteller,
Das war dein letzter, war dein bester Fang!

Collection: 
1849

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    Als ob du selber keine Garne zogst!
    O Gott, in deine Garne flog ich schneller
    Und blinder ja, als du in meine flogst!

    Sprich, hab' ich dich - sprich, hast du mich gefangen?...

  •   (1810)

    So laß mich sitzen ohne Ende,
    So laß mich sitzen für und für!
    Leg' deine beiden frommen Hände
    Auf die erhitzte Stirne mir!
    Auf meinen Knien, zu deinen Füßen,
    Da laß mich ruhn in trunkner Lust;
    ...

  • O lieb', solang du lieben kannst!
    O lieb', solang du lieben magst!
    Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
    Wo du an Gräbern stehst und klagst!

    Und sorge, daß dein Herze glüht
    Und Liebe hegt und Liebe trägt,
    Solang ihm...