Liedchen

 
Schau ich mein liebes Mädchen an,
Steht mir das Wünschen fern,
Kein Unfried kommt an mich heran,
Und Alles thu ich gern.

Sie spricht zu mir, ich liebe dich!
Was ist, was klingt so süß?
Und schwiege sie, es triebe mich
Wie aus dem Paradies.

Dann lief ich in der Welt herum
Gedankenlos und krank,
Als wie ein Fisch so stumm und dumm,
Als wie ein Rohr so schwank

Der Himmel wäre nicht mehr blau,
Ein Schreck mir Trank und Speis,
Der Sommer als ein Winter rauh,
Der Winter sommerheiß.

Die rothen Rosen abgeblaßt,
Ein Aschenrauch das Licht,
Und ganz abscheulich, ganz verhaßt
Ein Menschenangesicht.

Wie froh bin ich, wie hochbeglückt,
Sie hat mich nie gekränkt,
Sie hat mir einen Strauß gepflückt
Und einen Kuß geschenkt.

Nun bin ich stark und stolz und reich,
Ich möchte Riesen stehn,
Ich glaub, ich wollte sterben gleich,
Müßt es um sie geschehn!

Collection: 
1856

More from Poet

  •  
    Ich habe keine Ruhe mehr,
    Es treibt mich hin zu dir,
    O daß ich Liebste bei dir wär,
    O daß du wärst bei mir!

    Nun hab ich lange ausgeharrt
    In widrigem Geschick,
    Und länger bleib und länger wart...

  • Geliebt zu sein, du schöne Kunde,
    Schön wie die Hand, die das Geständniß schrieb!
    Nur schöner ist, wenn vom beseelten Munde
    Entschwebet erst die süße, frohste Kunde -
    Mit stummen Zeichen nehm ich nicht vorlieb.

    Die Freundschaft...

  •  
    Es ist so gut und leicht gesagt,
    Ich liebe, liebe dich,
    Man hat so schnell sich eingeliebt,
    So ganz herzinniglich.
    Man fällt sich um den Hals und küßt,
    Bis man vor Liebe trunken ist;
    Und kann sein Glück...

  •  
    Die Sonn ist aufgegangen,
    Ich steh im Thau der Flur,
    Die Glockenblumen prangen
    Und schillern im Azur.

    Die süßen Strahlen scheuchten
    Die lange schwarze Nacht,
    Und Wald und Wiesen leuchten
    ...

  •  
    Die Berge stehn in Waldespracht
    Die Wiesen leuchten grün,
    Die Sonn am blausten Himmel lacht,
    Mir wird das Herz so kühn.

    Es ist der Frühling auf der Flur,
    Es ist die Freude da,
    Die Menschenbrust und...