»Lieben, wies nicht Andre können,
Will ich dich, mein Kind,
Wenns die Götter nur vergönnen,
Und nicht neidisch sind.«
Sprach zu Hero einst Leander,
Als er sie gesehn,
»Lieben wollen wir einander,
Bis wir untergehn!«
Zwischen hohem Felsenufer
Rauscht das wilde Meer,
Worte tauschen helle Rufer
Nimmer hin und her.
Doch hinüber schwamm Leander,
Wenn die Sonne sank,
Und die Heißgeliebte fand er
Drüben liebekrank.
Und das Mädchen flog vom Thurme,
Wo sie lauschend stand,
Niedersah zum Wellensturme,
Nieder auf den Strand.
War genesen von dem Harme,
Als er kam gesund,
Preßt den Jüngling in die Arme,
Küßte wild den Mund.
Wie so graus die Wasser toben!
Mein Leander da?
Sei gepriesen, laß dich loben,
Amathusia!
»Dir am Busen, dir am treuen,
Heißen laß mich ruhn,
Seine Schlummerkörner streuen
Lasse Morpheus nun!« -
Wieder wachen auf die Sorgen,
Denn es bleicht der Mond;
Und es zittert schon der Morgen
Ueberm Hellespont.
Lebe wohl, du mußt hinüber -
Doch die andre Nacht
Kommst du wieder o mein Lieber?
Deine Hero wacht!
»Komme wieder, meine Süße,
Sollst mich morgen sehn!
Mich behüten deine Küsse
Vor dem Untergehn.«
Und die Meereswogen schlagen
Zischend um ihn her -
Das Lebendige zu tragen
Weigert sich das Meer.
Drunten auf dem Felsenbette
Lacht der falsche Gott,
Seine Weiber um die Wette
Ueben sich im Spott.
In der Jünglingsbrust zusammen
Bricht der kecke Sinn;
Die erstarrten Glieder schwammen
Willenlos dahin.
Stille wars - die Winde ruhten;
Ungerührt und groß,
Ueber spiegelglatten Fluthen
Glänzte Helios.
Habt ihr, jammert eine Mutter,
Hero nicht gesehn?
Jammernd sah man eine Mutter
An dem Meere stehn.