Souper zu zweien

Noch etwas Malossol?
Gelt, der schmeckt schick?!
Nicht? — Süßer Fratz,
Was blinzelst Du mich von der Seite an,
mit halbem Blick?
Ach — sooo?!? — Ich weiß Bescheid!
Dein hohes Wohl!
So schnell schon 'satt?!'
Behalte nur um Himmelswillen Platz
und rück' nicht mit der Brust so dicht heran,
auch ich bin nur ein Mensch!
Der — Sinne — hat!! — —
Ach, dieser Ton! Dies leise Gurren
im Kehlkopf, wie ein Katzenschnurren
dies silberhelle Lachen, wie
ein Puck, ein Vogeltirili,
daß es mir kribbelt bis zum Knie herauf!

Vernünftig, Schatz, ich bitte Dich, hör auf!
Mach Deine Augen nicht so lieb und groß,
schau auch nicht so verschmitzt in Deinen Schoß — —
Fort, mit der süßen, kleinen, frechen Hand!
Ich bin imstand —
ach — Du! — Du! — Du!
Verdammt! Ich wußt es ja:
der Kellner hat's geseh'n,
daß wir uns küßten wie ein Hochzeitspaar!

Schäm' Dich! — Wie rot Du wirst!
und erst Dein Haar!!
Tscha! — so — hm — ja!
Wie? — Schon dreiviertel Zehn?!
so?! — was ich sagen wollte . . . der — das — die — . .
Ach, Kellner, bitte eine Pommery!
Recht gut frappiert! — Gewiß — —
. . . der Bursche tut, als wäre nichts passiert! —
— — — Was gibt es jetzt?
Die Karte her! Doch erst brav hingesetzt!
— Wie das aus diesen Augen flackt und guckt
und blitzt und zuckt!
Ich sage Dir — . . . .
Nun aber still! Ganz wie bei mir?!
Na, Mädel, nee, der Teufel weiß —
ein Seehund wird bei Dir nicht heiß!
Schau meinen Mund nicht so von unten an!
Und feuchte nicht die Lippen schon zum Kuß!
Schmeck' lieber dieses Stück Chateaubriand
Schwapp! Du, paß auf!!
Mein bester Frack!
Jetzt werd' ich böse, wenn Du Dich noch muckst!
Racker von Weib!
Schon wie Du schluckst,
den Sektkelch kippst
und lächelnd nippst
ist jedesmal vom Kuß ein Vorgeschmack — —
und wippe nicht so nackt und ungezogen
mit Deinem Arm und Deinem Ellenbogen! —
Pardon! Ach so, warst Du's?
Gleich halt ich Deinen Fuß
mit meinem fest,
wenn du das Streicheln nicht bald bleiben läßt!
Paß auf! Man kommt —
ach, Mädel, bist Du lieb und heiß!
Vorsicht! — ach gib . . . .
Befehlen gnädige Frau noch Eis? —
— Ja, bitte, nehmen Sie nur fort . . .
Und dann die Rechnung — schön. —
Der reinste Lord!
Gott sei gelobt, da ist sie — Alle Welt! —
— Dich hält kein Eisfrosch auf die Dauer aus!
— Sie haben doch das Auto schon bestellt?
Schön! — Gnädige Frau, — hier gehts hinaus — . . .
So — hält's? —
Ich danke. Nein,
ich helfe selber in den Pelz.
So — bitte sehr! — Halt doch die Schultern still
und tanz' nicht hin und her!
Hätt' ich Dich weiße, kleine Teufelin.
erst — n' Abend! — heil im Auto drin!
Aha, — da steht's — ein Augenblick — Dein Kleid —
— Also, Chauffeur, vierte Geschwindigkeit!
Wohin?!? Ins Paradies!! — ehem, ich meine bloß —
Parkplatz natürlich! Zehn!
— — Nun aber los! (S. 35-37)

Collection: 
1925

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  • Noch etwas Malossol?
    Gelt, der schmeckt schick?!
    Nicht? — Süßer Fratz,
    Was blinzelst Du mich von der Seite an,
    mit halbem Blick?
    Ach — sooo?!? — Ich weiß Bescheid!
    Dein hohes Wohl!
    So schnell schon 'satt...

  • Der Park schwieg tausendstimmig in die Nacht — —
    vom See ein leiser Hauch,
    vom Wunsch entfacht,
    geschwült vom Sehnen
    veratmeter, zerlebter Sonnenstunden — —
    Aus blauer Stille tauchten sich die Kronen
    umrauschter...

  • Laß meine Hand an deinen Brüsten ruhen,
    wenn wir getrennt ins Reich des Schlafes schreiten,
    mein letzter Kuß auf ihre jungen Knospen
    soll Dich beseligt in die Nacht geleiten;
    und wenn in Sehnsucht unter meinen Lippen
    sich noch...

  • Weiße Schultern, schwarze Fräcke,
    und im Nebensaal, um die Ecke
    die rotbehoste Zigeunerkapelle — — —
    Auf dem Parkett
    schwebende, schleifende, gleitende Füße,
    in den Kleidern die ganze Süße
    von Ambra und Iris und...

  • Oft sah ich Deine dunklen Augen lachen —
    das war, als stürzten Sonnen in die Stille
    des grauen Tags,
    verspritzten und verglühten
    sternschnuppengleich in winzig-goldene Drachen,
    und tausend flinke Leuchtraketen sprühten...