11. Juni 1834 nach Karlsbad
Still folgt die Liebe deinen Schritten,
Denn alle Lust und alle Pracht,
Die dich ergötzt in Kunst und Sitten,
Hat sie ja selbst für dich erdacht.
Ich darf nicht rings umher mehr blicken
Der Farben Glut, der Formen Zier
Der Lüfte Wehn, der Blumen Nicken
Ist all für dich, kömmt all von mir.
Es wird kein stolzes Schloß gebauet,
Es wird kein edles Bild geschnitzt,
Die Liebe hat es durchgeschauet,
Die Liebe hat hindurchgeblitzt.
Weil du in Vielem liebst zu leben
Hab Vieles ich dir herbestellt,
Als Gott der Liebe sich ergeben,
Da kamst du selbst mitsamt der Welt.
Da kam auch ich mit meiner Liebe
Und alle Kunst und aller Sinn,
Und daß ich wüßt', wo Alles bliebe
Trug ich es zu der Einen hin.
Du gehst ganz lustig durch spazieren
Und drehst das Hälschen in die Rund,
Ich habe Eins nur zu verlieren,
Mit dir geht Alles mir zu Grund.
Du suchest das in allen Dingen
Was ich in dir gefunden hab',
Du möchtest allen Liebe bringen,
Ich tret' der Lieben Alles ab.
Du suchst die Liebe rings entfaltet
Ich sehe sie in dich verhüllt,
Nichts hast du, was sich dir gestaltet,
Ich hab' dich nicht du süßes Bild.
Was du inmitten von vier Winden
Zu suchen hin und her dich drehst
Kann mir in vier Fischbeinchen schwinden,
Wenn du ein bißchen schneller gehst.
Du möchtest in der Liebe wählen
Ich folge Arm Lind dir, weil ich muß.
Du möchtest die Gestirne zählen
Ich fand die Welt in einer Nuß.
Süß Lieb, das ich muß heiß verlangen,
Arm Lind, all, was du krank vermiss'st,
Wir werdens einst in Uns umfangen
In dem, der Eins und Alles ist.
Mir brennet in dem kranken Herzen
In einem Flammenblumenstrauß.
Von unermeßner Art des Schmerzen
Die tiefgebeugte Seele aus.
Und du, durch die der Strauß erblühet,
Streckst wohl zu ihm die feine Hand
Scheust nicht die Glut, aus dir erglühet,
Scheust nicht dies Herz von dir entbrannt,
Und wenn die Feuerblumen blitzen
Von meiner Tränen heißem Tau
Zählst du mit kühlen Fingerspitzen
Die Blümchen auf des Traumes Au.
Ich hab' den Schmerzenstrauß gedichtet,
Der flammend mir im Herzen rast,
Und hab' in Flammen es vernichtet
Daß nicht die Glut dein Herz verglast.
Ich habe viel zu dir gesprochen
Auch letzte Worte bis zum Tod,
Und hab' mein Herz vor dir gebrochen,
Wie ich dir brechen darf dein Brot.
Ich leb' nicht mehr, lieg' unbegraben,
Mein Schatten fleht in heißer Buß',
Süß Lieb, soll mich mit Tränen laben,
An der schwarzlaub'gen Linde Fuß.